Thema der Woche - Teil 4

-Jeder sollte versuchen etwas aus dem Krieg für seine persönliche Krisenvorsorge zu lernen

-Das Kochbuch der JVA Dortmund

-Nicht tödliche Waffen

-Waffen in den Händen inkompetenter Kopfgeldjäger

-Familien Ausflugstipps für den Juni

-Das HK416 ist ein schlechts Sturmgewehr

-Eine Entschuldigung an meine Leser

-Eine Walther oder eine H&K Pistole kaufen?

-Vor dem Fallout einer Atombombe flüchten?

 

Foto: Eine getarnte schweizer Festung aus dem 2. Weltkrieg.


Jeder sollte versuchen etwas aus dem Krieg für seine persönliche Krisenvorsorge zu lernen:

Die Meisten von uns erleben den Krieg als "Zuschauer". Vielen meiner Leser liegt es aber auch am Herzen, dabei nicht tatenlos zu sein, sondern etwas zum Schutz ihrer Familien zu tun und sich auf schlechte Zeiten vorzubereiten. Wenn man sich die Bilder aus dem Krieg aufmerksam anschaut, kann man aber eben auch etwas daraus lernen. Auf den Bildern links seht Ihr, wie die Menschen in Bucha ihren Alltag bestritten haben und sich z.B. aus Ziegelsteinen und dem Ofenrost eine provisorische Kochstelle vor ihrem Haus gebaut haben.

 

Neben der Kochstelle rattert ein Stromgenerator und läd die Handys der Bewohner. Auch bei einem Stromausfall sollte man das Handy nicht einfach ignorieren. Das Smartphone kann in Krisen- und Kriegszeiten überlebenswichtig werden. Wenn der Strom nach einigen Stunden wieder da ist, willst Du doch sofort Kontakt zu deinen Angehörigen aufnehmen können und nicht erst warten, bis dein leeres Handy wieder geladen ist. Und vielleicht funktioniert ja das Handynetz an deiner Arbeitstelle und nur nicht an deinem Wohnort usw. Über so etwas sollte man sich rechtzeitig Gedanken machen.

 

In der privaten Krisenvorsorge wird immer wieder über die Gefahren diskutiert, die von streunenden Hunden ausgehen. Es ist ja nur logisch, dass viele ihre Hunde im Notfall einfach zurück lassen werden. Und z.B. in diesem Video könnt Ihr bei min 0:56 hören, dass die alte Frau von streunenden Hunden angegriffen wurde. Etwas Weiteres was man täglich sieht ist die Drohne als neue Infanteriewaffe (Video, Video, Video). Diese wird auch regelmäßig in den Medien thematisiert. Aber es werden für das Militär und die zivilen Sicherheitsbehörden kaum Konsequenzen daraus gezogen. Es ist nämlich so, dass die Drohne zu einer der wichtigsten Infanteriewaffen überhaupt geworden ist. Und eben nicht von speziellen Waffengattungen. Lehren und Konsequenzen kann jeder für sich selber daraus ziehen. Soldaten können sich die Notwenigkeit eines Luftraumspähers bewusster machen, Behördenvertreter und Hersteller die Maßnahmen der Abwehr usw. Mir erscheint es aber eben so, dass die Relevanz der Drohnenabwehr und auch deren aktiver Einsatz als Infanteriewaffe erheblich und sträflich vernachlässigt wird.

 


Das Kochbuch der JVA Dortmund

Ist es deine Arbeit Straftäter zu erwischen? Vielleicht klagst Du sie an, oder verurteilst sie sogar? Dann kannst Du durch den Kauf von Produkten aus dem Gefängnis die Justiz unterstützen und irgendwie auch die Früchte deiner Arbeit ernten. Neulich bin ich auf das Kochbuch der JVA Dortmund aufmerksam geworden, das ich als Geschenk haben wollte. Darin enthalten sind Gerichte aus den Herkunftsländern der Insassen. Nach etwa zwei Wochen kam das recht neutrale Paket an. Die Rechnung kam aber extra, in einem spektakulären Briefumschlag der JVA Dortmund. Menschen mit einem schwachen Selbstbewusstsein würden sich gegenüber dem Postboten vermutlich zu Tode schämen, wenn sie so einen Brief bekommen.

Ich habe in den letzten Jahren auch öfter beim Shop der JVA Hamburg "Santa Fu" bestellt. Von dort habe ich das Spiel "Alaarm", und das "bleib sauber Set" habe ich mehrfach verschenkt. Der Justizvollzug anderer Bundesländer hat übrigens vergleichbare Onlineshops, wobei ich mit diesen keine eigenen Erfahrungen habe (Link, Link).

Ich selber habe zwar mal einen Bericht über "taktisches Kochen" geschrieben, aber ich bin jemand der überhaupt nicht kocht. Es macht mir schlichtweg keinen Spaß. Zu dem Kochbuch selber kann ich daher auch nicht viel sagen. Es erscheint aber, wie ein grundsolides Kochbuch. Es hat einen interessanten Hintergrund und vor allem findet man dort keine albernen Mode-Ernährungs-Fimmel. Ich will bei der Gelegenheit noch erwähnen, dass man das Kochbuch der Schweizer Armee (Reglement 60.006d) ebenfalls im Buchhandel bekommt. Ob man mit den Armeerezepten etwas anfangen kann, muss man natürlich selber wissen. Meine Frau wirft aber regelmäßig einen Blick dort rein. Dem gegenüber steht dann das gescheiterte und peinliche Kochbuch des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz "Kochen ohne Strom". Da das BBK Kochbuch auf Amazon vernichtende Rezessionen hat, habe ich es neulich in der Buchhandlung mal in die Hand genommen. Das Buch ist unfassbar schlecht und beinhaltet ausschließlich Ernährungs-Mode-Fimmel. Ich bezweifele, dass auch nur ein einziger Bundesbürger die, für diese Rezepte notwendigen, Zutaten ernsthaft eingelagert hat. Als Leiter des BBK würde ich ein Disziplinarverfahren gegen die Verantwortlichen einleiten (nicht ganz ernst gemeint), mich bei den Bürgern entschuldigen und ein neues Buch in Auftrag geben (absolut ernst gmeint). Und dieses Buch sollte sich dann an den Empfehlungen des BBK für Lebensmittelvorräte orientieren und eben keine Chiasamen, Mandeldrinks, Pinienkerne, Massaman-Curry, Kokusmilch und ähnlichen Unsinn enthalten.

Teil vom Inhaltsverzeichnis von "Wasser und Brot".
Teil vom Inhaltsverzeichnis von "Wasser und Brot".
Das Kochbuch "Wasser und Brot - Kochen im Knast" der JVA Dortmund macht einen guten Eindruck und enthält grundlegende und bewährte Gerichte.
Das Kochbuch "Wasser und Brot - Kochen im Knast" der JVA Dortmund macht einen guten Eindruck und enthält grundlegende und bewährte Gerichte.

Nicht tödliche Waffen - Sind sie zum Angriff, oder zur Verteidigung vorgesehen?

(Oder auch: "Eine kleine Orientierungshilfe über unterschiedlichste Waffen")

 

Elektroschocker mit PTB-Zulassung:

Vor einigen Wochen, als ich einen Vortrag über verbotene Gegenstände hielt, wurde meine Meinung zu Elektroschockern erfragt. Da Elektroschocker nur an der Kontaktstelle Schmerzen verursachen und man dafür sehr nah am Angreifer sein muss, rate ich immer dringend vom Kauf davon ab. Ich halte sie für gefährlich und meist sogar für wirkungslos. Einige sehen die Taser Videos im Internet und denken dann, dass auch ein gewöhnlicher Elektroschocker Menschen zu Boden bringt, das ist aber nicht der Fall! Elektroschocker sind eher ein "Partygag" (Video). Einer der Teilnehmer war mit meiner Meinung überhaupt nicht einverstanden und behauptete, dass ein Angreifer durch den Stromschlag zu Boden fällt. Es entwickelte sich eine kurze Diskussion und ein Teilnehmer erklärte sich bereit, meinen weit verbreiteten 200.000 Volt Elektroschocker von ESP auszuprobieren. Es knatterte, er hielt in sich an die Wade und es passierte nichts. Er verzog nicht mal das Gesicht und begann zu lachen. Zweifellos gibt es stärkere Geräte, aber dieser Elektroschocker mit PTB-Zulassung ist derzeit vermutlich das meist verkaufte Modell in Deutschland. Es zeigte keinerlei Wirkung und das lässt durchaus auch Rückschlüsse auf die Wirkung von stärkeren Geräte zu (Auf Yoututbe findet Ihr viele derartige Tests).

Fazit zu den Elektroschockern:

Elektroschocker sind sehr schlechte Waffen und man sollte sie sich erst gar nicht anschaffen. Man hört immer, dass sie zum Drohen gut wären, wegen dem fiesen Knattergeräusch. Ja, sie haben zweifellos eine einschüchternde Wirkung. Aber was soll eine Waffe bringen, die nur einschüchtern kann und keine Wirkung hat? Ihr Zweck ist eigentlich ein defensiver, wirkungsvoll eingesetzt werden sie offenbar aber nur, um die Opfer von Überfällen so lange zu foltern, bis sie ihre Wertsachen raus rücken (Link, Link, Link, Link).

Foto: Ein in Frankreich frei verkäuflicher Elektroschocker, getarnt als Smartphone. Waffenrechtlicher Funkfact dazu: Es sind nur als Alltagsgegenstände getarnte Schuss-, Hieb- und Stoßwaffen verboten. Getarnte Elektroschocker wären theoretisch erlaubt, wenn sie eine PTB-Zulassung hätten. Wissen für Angeber: "Airtaser" heißen auf Schlau "DEIG", was Distanz Elektroimpulsgerät heißt. Normale Elektroschocker heißen Elekroimpulsgerät, also "EIG".

Der Taser, verboten in Deutschland, aber man sollte ihn kennen:

Wie ich schon sagte, kommt die falsche Vorstellung zu den Elektroschockern oft von den Taser Videos. Nur der Taser schafft es, Menschen relativ zuverlässig zu Fall zu bringen. Das schafft er durch zwei Faktoren.

Erstens durch den großen Abstand der beiden Pfeile beim Auftreffen. Wenn die Pfeile vom Taser mit nur wenigen cm am Angreifer auftreffen würden, würde er nur Schmerzen erleiden, aber nicht zu Boden stürzen. Zweitens verfügt der Taser über spezielle Taktungen des Stroms. Diese sind sehr speziell und patentiert. Durch diese Patente erreicht auch kein Konkurrent die Wirkung des Orignal Tasers von Axon (Video). Eines dieser Konkurrenzprodukte ist z.B. der PhaZZer Enforcer. Den Phazzer habe ich noch nie selber ausprobiert (den Taser übrigens schon, das waren 5 sehr unschöne Sekunden), aber sobald man den PhaZZer in die Hand nimmt merkt man seine unterirdische Fertigungsqualität. Er fühlt sich nicht an, wie ein hochwertiges Einsatzmittel, sondern eher wie ein Spielzeug aus billigem Plastik. Wenn man dazu noch bedenkt, dass er etwa 800 Dollar kostet weiß man, warum niemand den PhaZZer kauft. Und dann gibt es auf dem Markt z.B. noch den türkischen WATTOZZ (Video). Theoretisch ist das eine recht interessante Waffe, aber wenn man seine Elektroden beachtet sieht man, dass sie nur etwa 1,5cm voneinander entfernt liegen. Damit ist es unmöglich, dass der WATTOZZ jemanden zuverlässig zu Fall bringt. Das Herstellervideo erinnert mich übrigens an den Fail der Agyptischen Polizei mir deren Gay Pride Parade.

Was hat das jetzt mit der Unterscheidung in defensive und offensive Waffen zu tun? Der Taser ist eine sehr gute, zuverlässige und sichere Waffe. Er dient aber nur einem Zweck, dem Festnehmen des Angreifers. Der Stromstoß läuft 5 sec und danach kann der Angreifer sofort wieder aufstehen und ist handlungsfähig. Das ist der Moment, wo er mit Kommandos dazu gebracht wird, sich auf den Bauch zu drehen und die Hände auf den Rücken zu legen, um ihn zu fesseln. Notfalls kann ein erneuter Stromstoß ausgelöst werden. Das Problem für einen privaten Selbstverteidigungseinsatz ist, dass der Angreifer eben dann voll einsatzfähig ist, wieder aufstehen kann und dem Verteidiger den Taser in den .... kann. Aus diesem Grund ist der Taser eine reine Behördenwaffe, die zur Selbstverteidigung überhaupt keinen Sinn macht. In beschränktem Umfang kann er auch für private Sicherheitsdienste verwendet werden, sein Preis von etwa 1000 Dollar hält die meisten Firmeninhaber aber vom Kauf ab. Da der Taser diese Zielrichtung für den Einsatz hat und so teuer ist, halte ich selber auch das Verbot davon in Deutschland für absolut sinnlos. Mir ist auch kein einziger Fall bekannt, in dem ein "Airtaser" zu einer Straftat in Deutschland verwendet wurde. Das unregulierte und frei verkäufliche Tierabwehrspray wird dagegen fast täglich für Raubdelikte verwendet, um das Opfer wehrlos zu machen (Link, Link, Link).

Die Firma Taser (heißt seit einigen Jahren Axon) hat daher extra Modelle zur Selbstverteidigung entwickelt, was derzeit der "Taser Pulse" ist. Der Sinn dahinter ist, dass der Stromstoß nicht wie beim Polizeimodell 5 sec läuft, sondern ganze 30 sec. In der Zeit soll man den Taser neben den Angreifer legen und weglaufen. Das könnt Ihr in diesem Video bei min 04:50 sehen. Ich halte dieses Konzept für etwas abwegig, dass ich einem Angreifer meine 400 Dollar teure Waffe zurücklasse. Und sollte man zwei Angreifer vor sich haben, wird der zweite Täter einem den Taser Pulse weg nehmen und ihn einem in .....

Fazit zu Tasern: Die Behördenmodelle sind nur für Behörden geeignet, da man als Selbstverteidiger nur ein untergeordnetes Bedürfnis daran hat, den Angreifer selber festzunehmen. Die Verwendung vom Taser Pulse halte ich für abwegig, da ein 15 Euro günstiges Pfefferspray den Angreifer meist für etwa 15 min außer Gefecht setzt und ich das nicht beim Angreifer lassen muss. Der Taser ist eine fast perfekte Behördenwaffe, für die private Benutzung aber recht unbrauchbar.

 

Pepperball-Waffen, perfekt zur Abwehr großer Menschenmengen:

Ich habe schon sehr viel auf meinem Blog über die Selbstverteidigung mit Paintballwaffen geschrieben. Ich bin auch durchaus etwas stolz darauf, dass mein Blog für die weite Verbreitung davon mitverantwortlich ist und ich das Thema als Erster in Deutschland derart umfangreich behandelt habe. Das war lange bevor es Waffen wie den HDR50 am Markt gab.

 

Es gibt Dinge, die ich ganz sicher nicht öffentlich zeigen würde:

Abgesehen davon ist die Übung zum Schluss völliger Unsinn, weil der ganze Haftraum mit OC Pulver kontaminiert wäre und die Beamten ohne Gasmasken hinein stürmen. Man sieht sogar, wie sie in die Wolke des Pepperball Blast geraten. Dazu muss man auch wissen, dass der Wirkungsbereich eines Pepperball größer ist, als die sichtbare Wolke. Der Justizvollzug in Bayern verwendet aus genau diesem Grund die JPX Pfefferpistole. Der flüssige Wirkstoff bildet erheblich weniger Schwebstoffe und es kann damit einige Meter weit in den Haftraum gewirkt werden. Meiner Meinung nach wird in dem Video ein komplett falscher Umgang mit Waffen gezeigt und sinnlose Taktiken gelehrt.

Ich hatte es bereits bei meinen Nachrichten erwähnt, dass der Pepperball Blast in wenigen Wochen auch in Deutschland lieferbar sein soll. Prinzipiell halte ich normales Pfefferspray für sinnvoller, aber ich bin dennoch auf diese neuartige Waffe gespannt.

 

 

Links zu sehen ist der Pepperball Compact. Er verschießt ein Pepperball auf größere Entfernung. Das im Video gezeigte ist der Pepperball Blast, der die Pfefferladung an der Mündung zerstäubt.

 

 

Fazit aus dem Pepperball Blast Video:

Abgesehen von dem extrem peinlichen Fail in dem Video, muss man sich immer vorher Gedanken über den Sinn und die Wirkung von Waffen machen. Nur weil z.B. die Polizei Pistolen ohne Sicherungshebel verwendet, ist das noch lange nicht zur privaten Selbstverteidigung auch sinnvoll (ich empfehle dazu meinen massiv gehassten Bericht über die veralteten Glock Pistolen). Der Pepperball Blast hat vermutlich eine sehr gut Wirkung (er hat die dreifache Wirkstoff Menge wie ein normales .68er Pepperball), aber zur Festnahme von Straftätern ist er ganz sicher kein geeignetes Mittel. Schließlich will man das ganze Pfefferpulver nicht selber auch auf der Kleidung haben.

Ich will an dieser Stelle noch kurz meine Meinung zum neuen Piexon EOC sagen (Video).

Das EOC ist ein Art elektronisch gesteuerte Spritzpistole für Pfefferspray. Piexon hat damit etwas wirklich tolles und sicheres entwickelt, mit einer Reichweite von etwa 8m. Für den Preis von etwa 330 Euro würde man aber sogar mehrere 400ml Tierabwehrsprays bekommen, mit einer ähnlichen Reichweite und erheblich mehr Inhalt. Außerdem sind die großen Tierabwehrsprays bereits tausendfach bewährt und technisch weit weniger komplex. Wegen dem hohen Preis und der geringen Verbreitung befürchte ich sogar, dass die Produktion des EOC in einigen Jahren eingestellt wird. Und woher man dann noch die notwendigen und speziellen Ersatzkartuschen bekommt? Wer Spaß an moderner Technik hat und es sich leisten kann, bekommt mit dem EOC sicher eine gute Selbstverteidigungswaffe für das Auto oder die Garderobe. Ich selber bleibe aber bei dem bewährten und gewöhnlichen Pfefferspray und dem JPX.

 


Waffen in den Händen von inkompetenten Kopfgeldjägern

Kennst Du die Kopfgeldjäger von "Lipstick Bail Bonds" (https://lipstickbailbonds.net/)? Das ist ein Kautionsbüro in den USA, das von den Golt Zwillingen geleitet wird. 2013 hatten sie einen Skandal, von dem ich Euch erzählen will. Man kann aus den dort gemachten Fehlern nämlich etwas lernen. Es geht um dieses Video (Link). Und es geht auch um die Frage, ob taktische Fehler gemacht wurden, oder ob das eine unrechtmäßige und geplante Gewaltanwendung für Youtube Klicks war? Ich gehe davon aus, dass nur die wenigsten meiner Leser das Video und den Fall bereits kennen.

Bilder der kreischenden Inkompetenz

Die eine Golt hat eine Bodycam umgeschnallt, um spektakuläre Videos zu bekommen. Nicht mal auf ihrem Rücken steht "Bail Enforcement", "Agent", oder sonst was. Sie trägt kein Badge und sagt nicht mal, wer sie ist. Sollte einer der Restaurantbesucher von einem unrechtmäßigen Angriff ausgehen (der evtl. sogar vorlag) und Duvall mit Gewalt helfen, haben die Golt Kopfgeldjäger rechtlich und einsatztaktisch ganz schlechte Karten. 

Eine zerrt an Duvall rum, eine richtet eine Tippmann TIPX mit Gummigeschossen auf ihn und die Dritte (ganz rechts im Bild) richtet einen Taser X26 auf ihn.
Eine zerrt an Duvall rum, eine richtet eine Tippmann TIPX mit Gummigeschossen auf ihn und die Dritte (ganz rechts im Bild) richtet einen Taser X26 auf ihn.

Es dauert ab der Ansprache nur 10 Sekunden, bis Duvall aus dem Restaurant geflüchtet ist. Auf dem nächsten Bild unten seht Ihr, wie Duvall versucht zum Auto seines Freundes zu flüchten. Eine versucht ihn festzuhalten, wärend die Dunkelhaarige ihm mit Gummigeschossen in das Gesicht schießt. Die rechts im Bild hat ihren Taser bereits erfolglos an der Tür vom Restaurant eingesetzt. Da dieser verschossen ist hat sie zu einer anderen Waffe gewechselt. Duvall gab später an, dass Pfefferspray gegen ihn eingesetzt wurde. Aufgrund des Videos vermute ich, dass sie eine Piexon Guardian Angel in der Hand hält und damit auf ihn schießt. Zu allen diesen Waffen muss man Folgendes bedenken. Nur der Taser ist eine Waffe für Festnahmen, alle anderen sind zur Verteidigung. Was nützt es also, auf einen flüchtenden Straftäter mit Gummigeschossen zu schießen? Vielleicht wollte die Dunkelhaarige ihm beide Augen kaputt schießen, damit eine Flucht unmöglich wird (Ironie)? Nach deutschem Recht wäre diese Gewaltanwendung nicht geeignet um ihn festzunehmen und daher automatisch unrechtmäßig.

Wie sinnvoll ist es wohl, auf einen Flüchtenden mit Gummigeschossen zu schießen?
Wie sinnvoll ist es wohl, auf einen Flüchtenden mit Gummigeschossen zu schießen?

Wie wäre die Festnahme wohl abgelaufen, wenn zwei Kopfgeldjäger deutlich sichtbar die Ausgänge gesichert hätte und die Dritte ihm erklärt hätte, dass er festgenommen ist? Natürlich ohne, dass sie sofort anfängt an ihm rum zu zerren.

 

Eine weitere wichtige Frage ist natürlich, ob Duvall die Kopfgeldjäger wirklich nicht persönlich kannte, oder ob das nur eine Schutzbehauptung war? Das ist nicht nur strafrechtlich relevant, sondern auch einsatztaktisch. Wie hätte Duvall denn dann überhaupt erkennen können, was die durchgeknallten Golt Zwillinge von ihm wollen? Sie waren nicht als Kopfgeldjäger erkennbar, haben sich nicht vorgestellt und haben ihm nicht gesagt, was sie von ihm wollen. Die eine hat nur gesagt "steh auf", an ihm gezerrt und die Anderen haben zwei schwarze Kurzwaffen auf ihn gerichtet. Kaum ein normal denkender Mensch hätte die Situation so schnell verstanden. Dazu muss man zusätzlich noch bedenken, warum Duvall überhaupt auf Kaution war, wegen Drogendelikten. Kann man von einem Meth Süchtigen überhaupt erwarten, dass er sich unter diesen Bedingungen festnehmen lässt? Kann er die Situation überhaupt verstehen? Oder ist es schon absehbar, dass er Angst bekommt und versucht zu flüchten? Vielleicht ist Angst sogar eine falsche Bezeichnung und man muss davon sprechen, dass eine regelrechte Paniksituation herbeigeführt wurde.

Wurde mit der hier gezeigten "Einsatztaktik", von Anfang an und bewusst, eine Situation geschaffen, die Gewalt zum Ziel hat? Meine persönliche Vermutung ist, dass es eine Mischung aus beidem ist, völlige Inkompetenz und das bewusste Herbeiführen von Gewalt, um Aufmerksamkeit im Internet zu bekommen. Im deutschen Strafrecht gibt es die "Absichtsprovokation", die besagt, dass man keine Notwehr geltend machen kann, wenn man den Angriff absichtlich provoziert hat. Ob es etwas Vergleichbares in den USA gibt, für provozierte Gewalt bei Festnahmen, ist mir nicht bekannt. Ich kann daher auch nicht beurteilen, wie das alles in den USA rechtlich zu werten ist.

 

Interessant und vielsagend ist auch dieses Video, wo eine der durchgeknallten Golt Zwillinge, ohne Grund, in einem Motel mit der Repetierflinte in die Wand schießt (min 00:56).

Erfolgte die Festnahme ohne Grund, nur für Klicks?

Es gibt Vieles, was zusätzlich an diesem Fall dubios ist. Die Kopfgeldjäger haben z.B. das Video der späteren Festnahme nicht veröffentlicht, wobei sie ihren dilettantischer Versuch dazu, trotz Schadenersatzklage, seit Jahren online lassen. Viel wichtiger ist jedoch die Frage, die der Anwalt von Duvall aufwirft. Er will wissen, warum die Lipstick Bountyhunter ihn überhaupt festnehmen wollten? Um den Hintergrund dazu zu verstehen muss man wissen, wie das Kautionssystem in den USA funktioniert. Fast jeder Straftäter wird dort festgenommen und einem Richter vorgeführt. In vielen Fällen kann dieser, gegen eine Kaution, bis zur Verhandlung auf freien Fuß. Um die hohe Kaution aufzutreiben wenden sich viele an ein Kautionsbüro, wo sie das Geld geliehen bekommen. Sollte der Angeklagte dann aber nicht zu seinem Gerichtstermin erscheinen, haben die Kopfgeldjäger einige Wochen Zeit in festzunehmen, bevor das Gericht die Kaution einbehält. Das Kautionsbüro bekommt die Kaution nach der Festnahme zurück und die Kopfgeldjäger bekommen etwa 10% davon. Das ist der normale Gang der Dinge. Wichtig zu wissen ist dabei aber, dass die Kopfgeldjäger des Kautionsbüros den Tatverdächtigen jederzeit festnehmen dürfen. Der Anwalt von Duvall wirft ihnen vor, dass sie seinen Mandanten ohne jeden Grund festnehmen wollten, nur um ein Video für Youtube, Klicks und Aufmerksamkeit zu bekommen. Das wäre zwar erlaubt, moralisch aber eine riesen Sauerei. Für diesen Vorwurf spricht auch, dass die Zwillinge Kautionsbürge und Kopfgeldjäger in einer Person sind. Das ist recht unüblich, erlaubt ihnen aber eben völlig frei zu entscheiden, wen sie wann festnehmen.

 

Wie die Schadenersatzklage von Duvall ausgegangen ist, weiß ich leider nicht. Es ist aber so, dass das Kautions- und Kopfgeldjägergeschäft in den USA immer mehr verschwindet. Die Rechtsgrundlagen dafür werden in einem Bundesstaat nach dem anderen abgeschafft. Hier sind zwei weitere Videoberichte über den Vorfall (Link, Link).

Was kann man von der pinken Inkompetenz lernen?

-Sage dem Gegenüber wer Du bist und was du von ihm willst! Es passiert z.B. regelmäßig dass Drogendealer festgenommen werden sollen und diese sich anfangs nur wehren, weil sie glauben, dass ihnen andere Dealer ihr Gift rauben wollen. Ein weiterer einsatztaktischer Klassiker ist das Durchsuchen und Bestreifen von leer stehenden Gebäuden. Wenn man nicht laut durch die Gebäude ruft, bekommt ein dort nächtigender Obdachloser schnell Angst und versucht einen von hinten niederzuschlagen. 

-Zeige den Unbeteiligten wer Du bist! Nicht ohne Grund haben fast alle Behördenmitarbeiter auf ihrem Rücken groß und breit stehen wer sie sind. Es passiert sonst regelmäßig, dass Passanten eine Festnahme für einen Angriff halten und dem "Opfer" helfen wollen. Wie ich schon weiter oben geschrieben habe, ist das nicht nur gefährlich, sondern ändert die spätere Würdigung im Straf- und Zivilrecht (Schadenersatz) erheblich. Auf das Thema geht ich auch kurz bei "Taktische Ausrüstung für den Zivileinsatz Teil-1" ein.

-Erkläre deine Maßnahmen! Viele Gewaltanwendungen lassen sich durch das Erklären der Maßnahme verhindern. Es geht nicht darum, das eigene Ego durchzusetzen, es geht darum, dass alle gesund nach Hause kommen und der Auftrag erfüllt wird. Ein gutes Beispiel, wie man es richtig macht, könnt Ihr HIER bei min 07:35 sehen.

-Treibe das Gegenüber nicht unnötig in die Enge! Z.B. wird ein Einbrecher meist flüchten, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Wenn nicht, greift er einen vielleicht an. Auch wenn man etwas von einem Mann will, ist es meist sinnvoll ihn vorher von seiner Ehefrau zu trennen. Sonst meinen viele, dass sie, vor Ihrer Frau, keine Schwäche zeigen dürfen. 

-Behandele dein Gegenüber mit Respekt! Auch wenn das schlichtweg zum normalen zwischenmenschlichen Umgang gehört, kann das sogar einsatztaktisch relevant werden. Z.B. wenn Du später Informationen von ihm bekommen willst. Vor allem auch langfristig betrachtet, wird man sich immer zwei Mal begegnen. Und auch dann will man nicht zu viele Menschen sammeln, die schlecht auf einen zu sprechen sind.

Man muss zu diesem speziellen Fall aber auch die amerikanische Lebensweise und das dortige Strafrecht und Justizsystem bedenken. In den USA ist es so, dass die Bürger sehr viele Freiheiten haben, aber wenn man das Gesetz bricht, verliert man diese Freiheiten in einem Maße, wie es für uns kaum vorstellbar ist. Ich vermute daher, dass es viele US Bürger gar nicht stört, wenn mit der Würde von Straftätern derart umgegangen wird. Mir ist es dennoch ein Rätsel, wie solche "Lipstick Bounty Hunter" noch in den Spiegel schauen können?


(Familien-) Ausflugstipp für den Juni 2022

(Wie immer mit vielen Abschweifungen und einem bisschen Staatsschutz)

Ich halte es für geboten, regelmäßig zu erwähnen, wie viel wir unserem Staat zu verdanken haben. Da in unserem demokratischen Land sogar die Staatsfeinde offen ihre Meinung sagen dürfen, sollte man aber dennoch mit dem Finger auf sie zeigen. Das sind nicht nur politische Extremisten, sondern auch feindliche Agenten, von denen es leider sehr viele bei uns gibt. Und ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen sich für sehr schlau halten, meinen alles zu durchschauen, und dann aber blindlings der russischen Propaganda hinter her rennen. Sie faseln den Spruch "Im Krieg stirb die Wahrheit zu erst" nach und meinen, damit einen Beweis für Lügen der eigenen Regierung gefunden zu haben. Schon im schweizer Zivilverteidigungs Buch von 1969 wurde vor genau der Propaganda gewarnt, die man heute täglich und überall aufschnappt (das Buch kann im Internet runter geladen werden und die Bilder stammen daraus).

Wie der Rattenfänger von Hameln streuen die Agenten Halbwahrheiten, mit dem Ziel den Zusammenhalt in unserem Land zu schwächen. Und diejenigen, die aufrechte Staatsbürger als "Schlafschafe" bezeichnen, kann man auf dem Bild links sehen. Albert Bachmann war Geheimdienstoffizier und hat genau gewusst, wie der Russe im Krieg vorgehen wird. Er hat das Buch geschrieben. Man sollte es aufmerksam lesen und sich selber fragen, was man daraus lernen kann. Zweifellos muss man das Buch in einigen Punkten aber auch kritisch betrachten.

Was hat jetzt ein Familienausflug mit Staatsfeinden und feindlicher Propaganda zu tun? Eigentlich fast nichts. Ich will mir halt keine Gelegenheit für Seitenhiebe gegen Verschwörungstheoretiker und andere Vollidioten entgehen lassen. Aber z.B. Besuche bei Hilfsorganisationen und dem Militär, zeigen unseren Kindern sehr gut, wer wirklich etwas für unsere Gesellschaft tut.

Plane doch jetzt schon einen Ausflug für die Familie. Am 25. und 26. Juni ist das Panzerweekend im schweizer Militärmuseum Full, an der deutschen Grenze. In unmittelbarer Nähe kann auch das Festungsmuseum Reuenthal besucht werden, was eine beeindruckenden Waffensammlung hat (Video). Beide Museen sind wirklich toll und es gibt dort viel zu sehen.

Und auch das nahe gelegene Kernkraftwerk hat ein Besucherzentrum und bietet teilweise sogar Führungen an. Das Geschütz, das direkt auf das KKW gezeigt hat, musste übrigens vom Festungsverein entfernt werden. Es ist ein wirklich kurioser Anblick auf ein KKW, aus einer Stellung im Berg.

Das sollten ja schon genug Gründe sein, um mit der Familie das Panzerweekend zu besuchen. In der Region gibt es aber noch viel mehr zu entdecken. Mit dieser Seite kann man in der Gegend auf eigene Faust Grenzbunker erkunden. Und wem das immer noch nicht reicht, der kann einen Abstecher zum berühmt gewordenen SWIFT Rechenzentrum in Diessenhofen machen. Beeindruckendere Sicherheitsmaßnahmen bekommt man sonst kaum irgendwo zu sehen (Koordinaten: 47.68534038052513, 8.727840427009427). Rund um das Rechenzentrum ist ebenfalls alles voll mit ehemaligen Grenzbefestigungen.

 

Falls Ihr noch weitere Ausflugstipps in der Gegend wollt:

-Das Uranabbaugebiet Menzenschwand (Video). Zu so einer Uran Wanderung mit UV-Licht und Geigerzähler würde ich aber keine Kinder mitnehmen.

-Das Atomkeller Museum Haigerloch (Video).

-Der "Zentrale Bergungsort" des BBK, mit der deutschen Geschichte als Mikrofilm (kann man nur von außen anschauen).

-Im Sig Areal gibt es die SIG-Waffensammlung. Diese Sammlung ist offenbar (ich war leider noch nie dort) so beeindruckend, dass auch schon Ian Mccollum von Forgotten Weapons und Larry Vickers dort Informationen gesammelt haben. Soweit ich weiß, kann man sie nur nach Absprache besuchen.

-Und während Ihr das militärische Gerät und die Waffen im Zeughaus Schaffhausen besichtigt, könnt Ihr eure Ehefrauen zum Kaffeetrinken an den Rheinfall schicken.

-Das "Museum im Schwedenbau" hört sich vielleicht etwas langweilig an, ist aber sozusagen das Mauser und Heckler & Koch Museum. Dort bekommt Ihr seltene Waffen zu sehen, von der Mauser MP57, bis hin zum H&K G11 Sturmgewehr.

-Zum Schluchsee haben wir auch mal einen Männerausflug zum Angeln gemacht.

 

Wenn Ihr keinen Familienausflug machen wollt, bietet diese Region auch viel, für einen "Tactical-Ausflug" mit Freunden und Bier. Ein paar schöne Tage kann man dort zweifellos verbringen. Ich habe neulich mit einem Freund über das Thema exteritorrialer Gebiete diskutiert. Viele wissen nicht, dass z.B. eine Botschaft oder eine US-Kaserne eben nicht "exterritorial" ist. In diesem Zusammenhang will ich aber erwähnen, dass es in der Region noch mehr Interessantes zu sehen gibt, wie den badischen Bahnhof in Basel, oder die Exklave Büsingen. Der Grenzverlauf ist hier derart verworren, dass abgeschossene alliierte Piloten dort regelmäßig versuchten, aus Deutschland zu flüchten. Ein tolles Video über die dortigen Grenzbefestigungen findet Ihr HIER. Auch der Hitler Attentäter Georg Elser versuchte am Bodensee in die Schweiz zu flüchten. Am selben Grenzübergang eröffnete 1998 ein Waffenschmuggler, mit einer Glock 18 und einer schallgedämpften MP5, das Feuer auf Zollbeamte. Und 1977 wollten RAF Mitglieder über die grüne Grenze, im Hegau, Deutschland verlassen. Dieser Versuch endete mit einem umfangreichen Schusswechsel in Singen (auf den Hegau Vulkanen bei Singen kann man vermutlich auch gut seine CB-Funkanlage aufbauen). Die beiden Schusswechsel im Jahr 1998 sind mit ein Grund dafür, dass der Zoll bis heute eine erheblich umfangreichere Schießausbildung betreibt, als die Polizeien der Länder und des Bundes (und natürlich auch die Polizei des Bundestages, die gerne vergessen wird).

 

Eine kleine Geschichte zu dem Grenzverlauf: Eines Tages stand in einem schweizer Dorf, an der grünen Grenze, plötzlich ein Bundeswehr Fuchs Panzer. Darin saßen ein paar hilflos guckende Soldaten, denen bewusst geworden ist, dass sie unbeabsichtigt ins Nachbarland einmarschiert sind. Ihnen wurde dann schnell und unbürokratisch der Heimweg gezeigt. Wer in der Gegend Selfies mit kuriosen Ortsschildern machen möchte, findet das Dorf mit dem Namen Dorf, oder auch ein Moskau.

 


Das HK416 ist eine schlechtes Sturmgewehr...

... als STANDART-Sturmgewehr einer Armee.

 

Ich bin eigentlich schon in meinem (inzwischen gelöschten) Jahresrückblick darauf eingegangen, dass ich die Beschaffung des HK416 für irre, dumm und absurd halte. Ich will es aber dennoch hier etwas genauer ausführen. Offenbar haben die Behauptungen über angebliche Präzisionsprobleme des G36 dazu geführt, dass bei der Beschaffung des neuen Bundeswehr Sturmgewehrs die Präzision zum wichtigsten Kriterium wurde. Um das zum x-ten Mal auf meinem Blog zu erwähnen: Ich verbürge mich für die Präzision des G36 in heiß geschossenem Zustand! Selbst nach drei schnell verschossenen Magazinen war es nie ein Problem, Klappfallscheiben auf 400m zuverlässig zu treffen. Der aufgebauschte "Skandal" hatte vermutlich zur Folge, dass bei dem jetzigen Beschaffungsverfahren die Präzision der Waffe einen viel zu hohen Stellenwert erhalten hat. Ich habe keinen Einblick in das Beschaffungsverfahren und mich auch nie sonderlich dafür interessiert, aber ich hatte den Eindruck, dass dort tatsächlich nicht mal eine Truppenerprobung durchgeführt wurde. Sollten wirklich nur Laborexperimente durchgeführt worden sein, wäre das weit mehr als nur verantwortungslos. Als ich gehört hatte, dass das HK416 das neue Sturmgewehr werden soll und nicht das neu entwickelte HK433, konnte ich das kaum glauben. Das Haenel Gewehr MK556 und das aktuelle Gerichtsverfahren soll hier nicht das Thema sein, es entspricht technisch ja fast dem HK416.

 

Das HK416 ist sehr hochwertig und präzise. Vermutlich hat auch das KSK es daher beschafft, um die Möglichkeit zu haben, mit einem Sturmgewehr präzise Treffer auf große Entfernungen anzubringen. Aber die Anforderungen an ein Sturmgewehr für normale Soldaten sind ganz andere. Soldaten tragen ihre Waffe 99% der Zeit durch die Gegend, oder haben sie im Fahrzeug verstaut. Es ist von erheblicher Bedeutung, dass die Waffe dabei "bequem" ist. Sollte ein Gewehr zu sehr stören, werden die Soldaten anfangen es nicht immer am Mann zu haben. Oder es wird auf den Rucksack geschnallt, statt zugriffsbereit vor die Brust. Einige Soldaten, die die Wahl haben, werden lieber eine MP oder eine Pistole in den Einsatz mitnehmen. Die Beispiele ließen sich hier unendlich weiterführen. Und das alles führt dazu, dass die Waffen im Notfall nicht schnell eingesetzt werden können. Und das zeigt, dass die Präzision nicht das einzig wichtige Kriterium ist. Es geht dabei immer um einen Kompromiss.

 

Es hat gute Gründe, warum fast alle Streitkräfte entweder Bullpub Sturmgewehre, oder welche mit Klappschaft, beschaffen. Vom ukrainischen Malyuk, bis zum Tavor aus Israel. Selbst die russische Armee hat an fast allen AKs Klappschäfte. In den USA werden auch immer mehr AR-15 mit Klappschaft entwickelt (die können meist nur ausgeklappt geschossen werden, weil die Verschlussfeder in der Schulterstütze sitzt). Und die Bundeswehr soll nun ein Gewehr bekommen, das nicht verkürzt und nicht mal im Anschlag fertig geladen kann. Der Ladehebel aller AR-15 Varianten befindet sich schließlich an einer sehr ungünstigen Stelle. Auch das zeigt, dass AR-15 Gewehre technisch nicht auf dem aktuellen Stand der Technik sind.

In mehreren Jahren, die ich als Soldat meinen Dienst geleistet habe, trat mit scharfer Munition niemals eine Störung an meinem G36 auf! Diese Zuverlässigkeit konnte das Gewehr nur leisten, weil an kaum einer Stelle Schmutz in die Waffe eindringen kann. Das HK416 kennzeichnen viele offen liegende und filigrane Hebel (jeweils auf beiden Seiten vom Gehäuse).

Wenn ich nur daran denke, wie oft wir unsere G36 an Fahrzeugen, Panzerluken und Bäumen angeschlagen haben. Wie wir sie durch den Dreck gezogen haben und sie Eis, Schnee und Regen ausgesetzt waren... So hochwertig das HK416 ist, diese kleinen Hebel werden nach 2-3 Jahren in einer  Grundausbildungskompanie kaputt sein. Abgesehen davon ist die Bedienung zu kompliziert.

Worauf ich raus will ist, dass die Länge der Waffe ein ganz entscheidender Faktor ist. Er wird sogar wichtiger sein als die Präzision. Ein Sturmgewehr ist schließlich eine Standard Waffe, mit der alle Soldaten ausgerüstet werden, vom Sanitäter (ja auch Sanitäter gehen teilweise mit Gewehren in den Einsatz), über den Koch, den Kraftfahrer, bis hin zum Artilleriesoldaten. Ohne das Sturmgewehr wären viele dieser Soldaten mit Pistolen oder MPs ausgerüstet. Und genau da liegt der Knackpunkt, es muss für Alle und Alles irgendwie tauglich sein. Für präzises Einzelfeuer auf 300m, bis hin zu Feuerstößen im Häuserkampf. Dass sich in den letzten Jahren die DMR Präzisionsgewehre durchgesetzt haben, ist auch ein Grund, dass die Präzision des Einzelschützen etwas weniger gewichtig ist. Wenn in einer Gruppe eine präzise Waffe vorhanden ist, können bei den restlichen Sturmgewehren dabei Abstriche gemacht werden. Präzision ist immer wichtig, das steht außer Frage, aber es hat ja auch gute Gründe, dass nicht jeder Soldat mit einem G22 Scharfschützengewehr ins Gefecht zieht.

Die Frage was besser ist, Bullpub, oder Klappschaft, will ich hier nicht ausführen. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Damit Ihr wisst, dass ich hier nicht nur vom Schreibtisch aus irgend welche Theorien im Internet verbreite: Ich habe das G36 mehrere Jahre dienstlich geführt und ich habe auch ein Bullpub Sturmgewehr mehrere Jahre dienstlich geführt. Welches Bullpub Gewehr das war, will ich aus Datenschutzgründen nicht erzählen. Wichtig ist dabei aber, dass wir dieses Bullpub Gewehr wegen seiner geringen Größe geschätzt haben. Das hat einige Mängel an der Waffe tatsächlich ausgeglichen. Ein HK416 hatte ich nie im Einsatz, ich habe aber das MR223 mehrfach geschossen, von 5m bis auf 300m. Weil ich einen praktischen Vergleich mit diesen Waffen habe, außerhalb von zivilen Schießanlagen, komme ich zu der Aussage: Ich würde niemals ein G36 gegen ein HK416 tauschen wollen! Es ist nicht nur so, dass ich die Beschaffung des HK416 kritisch sehe, ich halte sie für völlig absurd (ich weiß, dass ich mich damit wiederhole)! Das HK416 grenzt für mich schon an die völlige Untauglichkeit, um damit jeden Militärkoch, Fernmelder, Kraftfahrer und ABC-Abwehr Soldaten auszurüsten. 

(Das auf dem Foto links bin Ich am Fallschirm)

Was machen jetzt wohl die Fallschirmjäger, ohne einen Klappschaft? Ich stelle mir gerade vor, wie das HK416 im Sprunggepäckbehälter (eine Tasche, die an einer Leine unter dem Fallschirmjäger hängt) auf dem Boden aufschlägt. Dem G36 hat das nie etwas gemacht, weil es klein war (es wirkt weniger Hebelkraft auf die Teile), weil es leicht war und die Teile, durch den Kunststoff, in sich flexibel sind. Es ist schon absehbar, wie viele Verletzungen eine so große Waffe im Sprungdienst verursachen wird. Ich gehe davon aus, dass die Fallschirmjäger einfach das G36 behalten werden. Die auf dem G36 verwendete Optik halte ich übrigens tatsächlich für veraltet, diese zu ersetzen wäre aber auch kein großer Aufwand.

Es ist in keiner Weise mein Absicht die zivilen MR223 Besitzer zu ärgern oder zu kränken. Ich erwarte ja von niemandem, dass er meine Meinung teilt. Nehmt mir meine Kritik am HK416 bitte nicht übel, liebe MR223 Besitzer. Ihr wolltet das beste Gewehr am Markt haben und habt zweifellos eine tolle Waffe gekauft. Es ist eine perfekte Waffe für Sportschützen, aber meiner Meinung nach, ganz sicher nicht für die breite Masse der Bundeswehrsoldaten. Ich besitze selber ja auch einer Oberland-Arms AR-15 und bin damit sehr zufrieden.

Das G36 von Heckler & Koch ist nicht nur eine gute Waffe, es ist eine hervorragende Waffe.
Das G36 von Heckler & Koch ist nicht nur eine gute Waffe, es ist eine hervorragende Waffe.

Das HK433 zeigt den aktuellen Stand der Technik. Mir ist kein Grund bekannt, warum man nicht das viel sinnvollere HK433 beschaffen sollte. Ich halte auch das belgische FN SCAR, das tschechische CZ BREN 2, das israelische IWI Tavor, oder das kroatische HS-VHS für viel sinnvollere Standard Sturmgewehre.

 

Nachtrag: Schaut Euch mal das Sig M5 an, was das US Militär beschaffen will. Es kann im Anschlag durchgeladen werden und hat einen Klappschaft. Es zeigt sehr gut, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine bin. 

 

 


Eine Entschuldigung an meine Leser

Den meisten von Euch wird bekannt sein, dass ich diesen Blog lediglich als Hobby betreibe. Ich habe eine Familie und eine richtige Arbeit. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bloggern, verdiene ich absolut keinen Cent, weil ich Werbung aus Prinzip ablehne. Genau genommen ist es sogar so, dass ich Geld in den Tactical-Dad Blog stecke. Das mache ich gerne und die Leserzahlen und die vielen Zuschriften, zeigen mir immer wieder, dass ich damit offenbar etwas richtig mache.

 

Ich habe viele Zuschriften in den letzten Wochen bekommen, viele von ganz neuen Lesern und auch einige von Lesern, die meinen Blog schon seit Jahren verfolgen und zu denen ich bereits Kontakt hatte. Es wurden, wegen dem Ukraine Krieg jedoch so viele, dass ich teilweise nur sehr oberflächlich antworten konnte. Ich befürchte sogar, dass ich es in ein paar Fällen ganz vergessen habe zu antworten. Da waren z.B. auch Leser darunter, die wirklich interessante Berufe haben und an einem allgemeinen Austausch interessiert waren. Aber auch Leser die eine grundsätzliche Beratung zur Krisenvorsorge wollten. Mit meinem Hobby Blog bin ich diesbezüglich an die Grenze dessen gestoßen, was ich leisten kann. Durch den Krieg und die Spannungen mit Russland, sah ich mich veranlasst, auch mehr als sonst zu schreiben. Zusätzlich hatte ich ein paar Dinge an meiner eigenen Krisenvorsorge zu verbessern, was auch Zeit in Anspruch genommen hat.

 

Ich befürchte sogar, dass einige meine Antworten als arrogant angesehen haben. Auf mehrseitige Mails habe ich teilweise mit nur wenigen Sätzen geantwortet und bin auf Vieles gar nicht eingegangen. Das habe ich bei manchen Mails sogar, mehr oder weniger, absichtlich gemacht. Aus dem Grund, weil ein weitergehender Austausch nicht möglich gewesen ist. Ich betreibe den Blog gerne. Und damit das auch so bleibt, will ich selber entscheiden, wann und wie viel Zeit ich dafür investiere. Sollte ich mich gezwungen sehen, Lesermails krampfhaft und lange beantworten zu müssen, würde ich vermutlich den Spaß an dem Blog verlieren. Tactical-Dad existiert nur, weil mir das Bloggen Spaß macht und das soll auch so bleiben.

 

Auf die Mails von "Lesern", die mich Dinge gefragt haben, die auf dem Blog stehen und wo sie ganz offensichtlich nur zu faul waren, die Berichte überhaupt ganz zu lesen, will ich hier gar nicht eingehen (oder nicht mal die FAQs vorher gelesen haben). Aber bedenkt bitte, dass mich in den letzten Wochen auch derartige Mails einiges meiner verfügbaren Zeit gekostet haben.

 

Und genau dafür bitte ich hier um Entschuldigung. Es tut mir wirklich leid, dass ich einige interessierte Leser regelrecht abgewimmelt habe. Bitte versteht das nicht falsch, es war mir in den letzten Wochen schlichtweg nicht möglich, mir mehr Zeit für die Mails zu nehmen. Und da erschien mir das Abwimmeln besser, als die Mails gar nicht zu beantworten.

Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß auf dem Blog und hoffe, dass mein Blog einen kleinen Teil zu eurer Sicherheit beitragen kann.

 


Eine Walther oder eine H&K Pistole kaufen?

Ein Leser fragte mich die Tage nach meiner Meinung, ob ich ihm zu einer Walther oder einer H&K Pistole raten würde und was meine Erfahrungen beim Service sind? Ich dachte mir, dass das vermutlich noch mehr Leser interessieren könnte und will es daher hier öffentlich beantworten.

 

Ich bin der Meinung, dass die Wahl zwischen Walther und H&K Selbstverteidigungspistolen relativ nebensächlich ist. Beide Firmen stellen sehr gute Waffen her und mit keiner davon wird man etwas falsch machen. Viel wichtiger ist der individuelle Eindruck, den man von der Handlage und dem Abzugsverhalten hat. Aber es gibt etwas, was ich schon mehrfach thematisiert habe und was vor allem bei Waffenscheininhabern und teilweise auch bei Jägern wichtig ist. Ich will daher auf meine entsprechenden Berichte über den Waffenschein und die Glock verweisen. Die Größe der Pistole, das Abzugs- und Sicherungssystem sind viel wichtiger, als der Herstellername. Das Holster und die Zuverlässigkeit mit der Einsatzmunition natürlich auch. Ich habe das schon so oft mitbekommen, dass Waffenscheininhaber ihre Einscheidung bereut haben. Sie haben erst nach einigen Wochen bemerkt, dass die Pistole zu groß ist und ein Sicherungshebel eben doch sinnvoll gewesen wäre. Erfahrungen von Behörden sind nicht 1:1 auf den privaten Waffenbesitz übertragbar. Die deutschen Waffenbesitzer werden diesbezüglich vom Marktangebot getäuscht. Werft ein Blick in die USA, dort werden viel mehr Waffen mit Sicherungshebeln verkauft. Das hat nichts mit der berüchtigten Produkthaftung in den USA zu tun, sondern mit den praktischen Erfahrungen der vielen Waffenscheininhaber.

Um auf die Grundfrage zurück zu kommen: Walther hat einen sehr guten Service und egal was man von ihnen will, meist wird einem schnell und gründlich geholfen. Mit etwas Glück kann man dort sogar das neue Werksmuseum besichtigen (Video) Bei H&K ist das anders, die Firma meidet jeden Kontakt zum Endkunden und will nur mit Behörden und Großhändlern zu tun haben. Meist wird man von H&K nicht mal eine Antwort auf seine Anfrage bekommen. Beim Service ist Walther haushoch überlegen. Ein weiteres Problem von H&K ist, dass es bei vielen Modellen regelmäßig Lieferschwierigkeiten gibt. Es gibt aber doch einen Grund, warum meine letzte Verteidigungspistole die H&K SFP-9SK geworden ist. Ich bin vom Entwurf der SFP-9 überzeugt und die Pistole liegt mir sehr gut. Und dann kommt noch etwas Anderes dazu, H&K Waffen haben mich nie enttäuscht. Ich bin schon sehr lange Waffenträger und habe umfangreiche Erfahrungen mit diversen H&K Waffen. Und noch kein einziges Mal habe ich selber eine Störung bei einer H&K Waffen gehabt (ausgenommen mit Manövermunition, also Platzpatronen). Da Ihr meinen Lebenslauf nicht kennt, könnt Ihr diese Aussage vermutlich nur schwer einordnen. Für mich selber ist diese Erfahrung aber so relevant, dass ich immer erst eine H&K Waffe kaufen würde. Erst wenn die Firma nichts Passendes hat, oder viel zu teuer ist, würde ich eine Waffe von einem anderen Hersteller kaufen. Vom H&K MR223 habe ich aber eine sehr schlechte Meinung. Das hat nichts mit Qualität, Präzision oder Zuverlässigkeit zu tun, sondern mit dem schweren, komplizierten und veralteten System. Auch wenn ich mit dieser Meinung auf viel Kritik stoße, ich würde niemals freiwillig ein G36 gegen ein HK416 eintauschen (oder ein HK243 gegen ein H&K MR223). Das MR223 ist sicher eine super Sportwaffe, aber als Militär- oder Polizeiwaffe finde ich das G36 erheblich besser. Ich halte die Entscheidung von der französischen Armee und der Bundeswehr, das HK416 zu beschaffen, für dumm, irre und absurd.

 

Das sind jedenfalls meine ganz persönlichen Erfahrungen und vielleicht helfen sie bei eurer Entscheidungsfindung. Mir ist sehr wohl bewusst, dass nicht alle meine Meinung teilen und einige vermutlich auch Anderes erlebt haben. Aber meine Aussagen erheben auch keinen Anspruch auf eine Allgemeingültigkeit, es sind nur meine eigenen Erlebnisse. Weil ich schlecht von der Glock denke und auch öffentlich darüber spreche, wurde mir mal, in den Tiefen des Internet unterstellt, dass ich ein "H&K Fanboy" wäre. So sehe ich mich sicher nicht. Aber im Gegensatz zu 99% aller anderen Blogger ist Tactical-Dad werbefrei und unabhängig und ich kann daher meine Meinung sagen. Jeder darf mit seiner Glock glücklich sein, mich greift das nicht an und stört mich auch nicht. Im Umkehrschluss schaffen es die "Glock Fanboys" aber nicht, in der selben Weise meine Kritik an dieser gefährlichen Pistole zu tolerieren.

 


Vor dem Fallout einer Atombombe flüchten?

Oder auch: "Vorsicht vor dem Halbwissen von Influencern"

 

Durch den Ukraine Krieg meinen diverse Blogger, dass sie etwas über den ABC-Schutz veröffentlichen müssen. Schließlich verdienen sie mit "Klicks" ihr Geld. Blöd ist nur, wenn sie dabei gefährliches Halbwissen verbreiten, dass so unfassbar falsch ist, dass ich dazu etwas sagen sollte. Normalerweise mag ich es gar nicht, schlecht über Andere zu reden. Aber da dieser Blogger noch dazu meine kostenlosen und werbefreien Inhalte kopiert hat und jetzt versucht selber damit Geld zu verdienen, habe ich auch keine Gewissensbisse darauf hinzuweisen. Den Namen des besagten Influencers werde ich aber nicht nennen.

 

Vor einigen Tagen hat er behauptet, dass man sofort aus seinem Wohnhaus flüchten soll, wenn eine Kernwaffe eingesetzt wird und man sich im Falloutbereich befindet. Die Strahlung des Fallout baut sich so rapide ab, dass nach 7h nur noch 10% davon vorhanden sind. Nach 7x7h ist es nur noch 1%. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass man sich sofort in einen provisorischen Schutzraum begeben muss, um die aufgenommene Dosis, so weit wie möglich, zu minimieren. In den ersten Tagen nach einer Kernwaffenexplosion darf man sich also auf keinen Fall im Freien befinden. Dort würde man in kurzer Zeit eine lebensgefährliche Dosis aufnehmen. Das kann man z.B. auch in der Broschüre "Jeder hat eine Chance" von 1961 auf der letzten Seite nachlesen (sie wurde damals an alle Haushalte verteilt). Abgesehen davon, hat diese Flucht-These unzählige weitere Fehler. Jeder will in dem Moment flüchten, die Straßen sind verstopft und die Notunterkünfte voll. Wenn man den Film "Die Wolke" angeschaut hat, sollte man darauf eigentlich auch selber kommen. Bei einer Flucht muss man seine Vorräte zurück lassen und setzt sich eine Vielzahl an Gefahren aus (Raub, Vergewaltigung, Kälte usw.). Ich hatte beim Hurrikan Katrina in New Orleans den Eindruck, dass die meisten Menschen, die in der Notunterkunft im Superdome waren, nicht über den dort erlebten Horror sprechen wollten. Entsprechende Berichte gibt es aber doch genug (Link, Link). Im schlimmsten Fall dreht der Wind und der Fallout erwischt einen ungeschützt. Es kann genau so gut sein, dass man in das Abwurfgebiet der nächsten Kernwaffe rein marschiert, was 1945 sogar vielen Bewohnern aus Hiroshima passiert ist, die nach Nagasaki geflüchtet sind (Bericht auf Seite 18).

Eine fiktive Prognose für die Fallout Ausbreitung eines KKW Unfalls in Grafenrheinfeld vom Bfs. Der Wind hat gedreht und jeder der nach Süden flüchtet, wird voll erwischt... (Quelle: Klick aufs Bild)
Eine fiktive Prognose für die Fallout Ausbreitung eines KKW Unfalls in Grafenrheinfeld vom Bfs. Der Wind hat gedreht und jeder der nach Süden flüchtet, wird voll erwischt... (Quelle: Klick aufs Bild)

Quelle: Strahlenschutz Infos vom Zivilschutz.at

 

Eine Flucht aus dem Falloutgebiet macht erst Sinn, wenn die Strahlung weit genug abgeklungen ist, dass man das verstrahlte Gebiet einigermaßen gefahrlos durchqueren kann. Zum Vergleich: Militärstrategen planen, die Soldaten frühstens nach zwei Tagen Aufenthalt im Schutzraum, in den Kampf zu schicken. Und hierbei ist bereits eine erhebliche Lebensgefahr, zur Rettung der eigenen Nation, eingeplant.

 

 

 

Bitte achtet darauf, auf wessen Tipps Ihr euch verlassen wollt. Influencer mit Werbe-Interessen gehören da sicher nicht dazu. Ein Indiz für eine gute Informationsquelle ist, ob dort bereits früher das Thema ABC-Schutz behandelt wurde. Positiv ist mir diesbezüglich der Youtube Kanal BugOutSurvival NRS aufgefallen. Er zeigt in seinem aktuellen Video etwas über Behelfsschutzräume.

 

Ein wenig bla-bla:

Einige meiner Leser fragen sich vielleicht, warum ich so viele alte Quellen und Bilder für meine ABC-Schutz Themen nutze? Das hat den einfachen Hintergrund, dass es kaum aktuelle Quellen dazu gibt. Das Meiste ist in den 60er und 70er Jahren veröffentlicht worden. Daher hat es mich auch gefreut, als ich vor einigen Tagen das schweizer Reglement 52.163d "AC Schutzdienst" bekommen habe, was von 1995 stammt. Eine kostenlose und sehr umfangreiche Quelle an entsprechendem Wissen findet Ihr, sehr versteckt, auf der Seite des BBK. Alle Jahrgänge des Bevölkerungsschutz-Magazin kann man dort runter laden. Dazu muss man wissen, dass die Inhalte ganz und gar nicht veraltet sind. Es ist sogar umgekehrt, man sollte diese alten Quellen sehr aufmerksam lesen, denn sie enthalten vieles, was heute fast in Vergessenheit geraten ist, uns aber bald wieder beschäftigen wird. Dort findet man Berichte über Belegungsversuche von Zivilschutzanlagen. Man findet Ideen, wie Bauern Ihr Vieh vor dem Fallout schützen können, wie der Staat Schutzräume finanzieren kann und wie Zivilschutzgesetze entworfen werden können. Alle Staaten haben für den aktuellen Ukraine Krieg eine Richtschnur in der Geschichte des Kalten Krieges. Die Politik kann aus der Geschichte lernen, wie man eine Eskalation des Krieges verhindert. Und genau so, kann man in diesen Zeitschriften nachlesen, wie man den deutschen Zivilschutz wieder aufbauen kann.

 

HIER gehts zum Theme der Woche - Teil 5