Freie Selbstverteidigungswaffen

-Darf man eine "Defence Lampe" führen?

-Einen "Sicherheitsschirm" kaufen?

-Elektroschocker zur Selbstverteidigung?

-Eine Armbrust zur Heimverteidigung?

-Ein Multifunktions-Pfefferspray?

-Welche Waffe taugt zur Selbstverteidigung?

Tiberius T8.1 mit APS Smart Laucher, FSC, JPX, GL-06 Pepperballwerfer mit Pfefferspraymontage, Zoraki 925, FHK Signalgerät, Pfefferspray mit Laservisier, EKA Schlagstock, TP-10 Pen, SOCP Messer und Böker Reality Blade Einhand- und Springmesser.
Tiberius T8.1 mit APS Smart Laucher, FSC, JPX, GL-06 Pepperballwerfer mit Pfefferspraymontage, Zoraki 925, FHK Signalgerät, Pfefferspray mit Laservisier, EKA Schlagstock, TP-10 Pen, SOCP Messer und Böker Reality Blade Einhand- und Springmesser.

Viele haben keine Waffenbesitzkarte und können sich keine scharfen Waffen kaufen. Vielen ist der Aufwand für eine WBK zu hoch oder sie sind nicht gewillt tödliche Gewalt anzuwenden. Die Gründe für den Erwerb von freien Waffen sind vielfältig. Mir sind auch schon Jäger begegnet die einen Gasrevolver gekauft haben damit sie eine Waffe immer bei sich tragen dürfen.

 

Neulich wurde ich von einem WBK Inhaber gefragt warum ich die Möglichkeiten der Selbstverteidung mit Paintballwaffen mit der Tiberiuspistole und der Tippmann TCR auslote. Er konnte es nicht verstehen, da ich schließlich scharfe Waffen im Tresor liegen habe. Ich entgegnete, dass er sich mal überlegen soll was er sich kauft, wenn die Behörde aus irgend einem Grund seine WBK widerruft, oder wenn scharfe Waffen verboten werden. Nun fand er meine Suche nach guten frei verkäuflichen Waffen plötzlich sehr interessant.

 

Andere Länder, andere Sitten:

In Süd Afrika wird die Thunder CO2 Handgranate, die in Deutschland für Airsoft Spiele verwendet und verkauft wird, zur Selbstverteidigung eingesetzt. Dort ist sie baugleich und wird einfach mit Pfefferpulver gefüllt.

 

www.tacticaldistributors.co.za

Video: https://www.youtube.com/watch?v=q9aNTZfpsR8

 

Recht unbestritten ist derzeit der Jet Protector JPX die beste frei verkäufliche Selbstverteidungswaffe am deutschen Markt. Ich habe viele Optionen dieser Waffe ausgelotet, so habe ich auch bereits eine Kamera daran montiert, die Piexon Pfefferspray Montage und ein Tritiumvisier.

Noch besser als "frei verkäufliche Waffen" sind die Gegenstände die nicht unter das Waffengesetz und seine Regularien fallen.

Kubotane und Tactical Pens sind für unsere Gesetzeslage eine recht gute Option bei der Wahl der Waffen. Vor allem wenn man es mit einem Pfefferspray kombiniert.

Und falls Ihr doch auch berechtigt seit eine scharfe Waffe zu Führen oder es Euch interessiert, habe ich HIER etwas darüber geschrieben.

Darf man "Defence Lampen " führen?

Ich wurde bereits mehrfach gefragt wie ich die rechtliche Situation bei den "Defence Lampen" einschätze. Offenbar sind viele der Meinung, dass man diese knüppelförmigen Taschenlampen führen darf und der §42a WaffG hier nicht greift. Sogar einige Verkäufer behaupten das.

 

Meiner Meinung nach sind diese Lampen aber ganz klar "Hiebwaffen" und unterliegen dem Führverbot! Einen BKA Bescheid gibt es dazu noch nicht.

Quelle des Bildes: https://www.alibaba.com/product-detail/High-quality-flashlight-led-long-handle_60684126206.html

 

Einen "Sicherheitsschirm" oder "Selbstverteidigungsschirm" kaufen?

Da ich auch auf die "Sicherheitsschirme" oder "Selbstverteidigungsschirme" angesprochen wurde will ich dazu meine Meinung sagen. Immer wieder hört man davon und viele Youtuber stellen sie als das ultimative Selbstverteidigungsmittel vor. Ich sehe das völlig anders, denn der praktische Nutzen fern ab von der Theorie, geht gegen null. Wann laufe ich denn mit einem Regenschirm durch die Stadt? An vermutlich 5 Tagen im Jahr, öfter sicher nicht. Also wird er an der Gardarobe lediglich als Staubfänger verwendet werden.

Sobald der Schirm vom Hersteller zum Schlagen gedacht ist wird er einer Hieb- und Stoßwaffe gem. Waffengesetz und darf sowieso nicht ohne Weiteres geführt werden. Zusätzlich ist er auch speziell hergestellt, die dauernde Behauptung "es ist nur ein Schirm" ist also grundlegend falsch (§§ 1 Absatz 2 Nr. 2a, 42a Absatz 1 Nr. 2, 53 Absatz 1 Nr. 21a WaffG). Ein Hersteller davon hat in seiner Amazon Beschreibung folgendes stehen: " sollte es erforderlich sein, so nutzen Sie ihn für schmerzhafte Stöße oder Stiche...". Damit ist die Bestimmung und Eigenschaft als Waffe klar formuliert und es droht Bußgeld, Einziehung usw. im Falle einer Anzeige. Rechtlich ist die Lage also die Selbe wie wenn man einen Schlagstock führt. Bedenkt auch, dass es keinen BKA Feststellungbescheid zu den Schirmen gibt, denn das BKA würden vermutlich zum selben Ergebnis kommen wie ich. Es könnte sogar noch schlimmer kommen und die Schirme könnten als verbotene Hiebwaffe eingestuft werden, die einen Alltagsgegenstand vortäuscht (gem. Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.3.1, §§ 2 Absatz 3 WaffG; Strafandrohung §52 Absatz 3 Nr. 1 WaffG). Alle hier genannten Gesetzesstellen könnt Ihr sehr einfach im Waffengesetz nachlesen und selber prüfen. Aus gutem Grund findet Ihr diese nicht in der Werbung für die "Sicherheitsschirme".

"Sicherheitsschirme" haben nur einen praktischen Nutzen, sie werden im professionellen Personenschutz verwendet um notfalls geworfene Gegenstände abzuhalten. Sinnvolle Alternativen zeige ich jede Menge auf. Denn man darf z.B. ein Tierabwehrspray und einen massiven Alltagsgegenstand oder Kubotan mit sich führen. Und im Auto kann man z.B. auch einfach einen Schlagstock in einer "verschlossenen" Tasche liegen haben.

 

Ein Verkäufer dieser Schirme behauptet übrigens, dass man "Tierabwehrspray" nicht verwenden soll, weil es nur gegen Tiere verwendet werden darf. Das ist Unfug! Es ist gegen Tiere BESTIMMT, aber darf im Falle der Notwehr genau so gegen Menschen eingesetzt werden wie z.B. CS-Gas (Man darf ja auch nicht zum Spaß Menschen mit dem "Sicherheitsschirm" verhauen, nur weil er zum Einsatz gegen Menschen bestimmt ist). Und um den Regenschirm zu verkaufen wird dort behauptet (gelogen), dass Teleskopschlagstöcke "komplett verboten" wären.

 

Ich habe keinen derartigen Schirm und ich werde garantiert niemals 90 - 120 Euro für einen Regenschirm ausgeben!

 

Nachtrag: Ich wurde für meine rechtliche Meinung über den "Sicherheitsschirm" sehr kritisiert. Aber ich bin mit meiner Meinung nicht alleine und ich sage es auch gerne nochmal: Der Schirm ist dafür bestimmt Menschen zu schlagen. Z.B. ein normaler Gehstock ist das nicht. Er ist nicht "nur ein Schirm", der Hersteller hat ihm eine BESTIMMUNG als Waffe gegeben. Mich stört weniger das Konzpt des "Sicherheitsschirmes", sondern mehr, dass er mit falschen Behauptungen verkauft wird und die Käufer angelogen werden! Sollte irgendwann ein BKA Feststellungsbescheid dazu beantragt werden, wird es vielleicht für alle Besitzer das "böse Erwachen" geben, schließlich täuscht er sogar einen Alltagsgegenstand vor, was ihn gem. Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.3.1 WaffG zu einem verbotenen Gegenstand machen kann.

 

Elektroschocker zur Selbstverteidigung?

Ich selber habe mir vor einigen Jahren einen Elektroschocker gekauft, aber nicht um mich damit zu verteidigen, sondern um einen in der Sammlung zu haben (inzwischen besitze ich mehrere). Er hat 500.000 Volt und ein eingebautes Pfefferspray. Er dient mir nur zu einem Zweck, der Bekämpfung von Ungeziefer im Haus. Elektroschocker bringen, entgegen der Werbeversprechen, keinen Angreifer zu Boden. Sie verursachen lediglich starke Schmerzen an der Kontaktstelle. Nur der original Taser schafft es Angreifer zuverlässig zu Boden zu bringen, andere Geräte schaffen das nicht. Dazu kommt, dass alle PTB-zugelassenen Schocker eine Zwangsabschaltung haben. Nach 10 s funktionieren sie für 2 sec nicht mehr. Und im schlimmsten Fall passiert das genau dann, wenn man ihn dringend braucht. Der einzige Vorteil den die Geräte haben ist, dass sie ein furchtbares Geräusch verursachen. Ich würde nie auf die Idee kommen mich mit so etwas zu verteidigen.

Eine Armbrust zur Heimverteidigung?

Wer in einer Armbrust mehr eine "Waffe" und weniger ein Sportgerät sieht kam bisher meist aus der Prepper-Szene. In den letzten Jahren wurde es aber immer mehr thematisiert Armbrüste zur Heimverteidigung zu verwenden. Ich persönlich halte von dieser Art der Bewaffnung nicht viel. Denn ein Armbrustbolzen ist eigentlich dafür gedacht auf große Entfernung tödliche Verletzungen beizubringen und eben nicht um auf kurze Entfernung eine Stoppwirkung zu entfalten. Das ist ein sehr wichtiger Unterschied! Und jeder echte Armbrustjäger (oder Bogenjäger) wird bestätigen können wie weit das Wild bei einem Blattschuss teilweise noch flüchtet, trotz Jagdspitzen. Zur Heimverteidigung werden meisten aber einfache Spitzen verwenden. Die Stoppwirkung dieser Bolzen ist also sehr schlecht. Um dazu kommt, dass man oft dennoch tödliche Verletzungen beibringen wird. Dieses Missverhältnis zwischen Stoppwirkung und den Folgen ist also ähnlich schlecht wie beim Messerkampf. Und genau so wie beim Messerkampf fasziniert die Meisten an der Armbrust, dass es eine tödliche und frei verkäufliche Waffe ist. Aber Sinn macht das alles nach meiner Meinung nicht. Denn einen Einbrecher will ich vertreiben, abwehren oder festnehmen. Ein tödlicher Einsatz kann nicht das Ziel sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Pfefferspray und ein Schlagstock, oder eine Paintballwaffe mit Gummigeschossen wesentlich wirkungsvoller und sinnvoller ist um sich gegen Einbrecher zu verteidigen. Dazu kommt, dass man eine Armbrust nur recht schwer verschlossen lagern kann, wie das WaffG es fordert.

Sollte man von einem Einbrecher angegriffen werden hat man mit einer riesigen Armbrust und nur einem Schuss in einem engen Haus recht schlechte Chancen diesen einen Treffer wirkungsvoll anzubringen. Sollte hierbei der Wurfarm eine Wand berühren wird der Bolzen übrigens massiv abgelenkt. Für einen zweiten Schuss wird idR. keine Zeit bleiben.

Ich persönlich würde niemals eine Armbrust als Waffe wählen um sie gegen Einbrecher vorzuhalten. Auch dann nicht, wenn ich keine WBK besitzen würde. Und bedenkt hierbei auch, dass ich schon öfter im echten Leben Einbrechern gegenüber stand. Wie immer gilt aber: "Ich habe die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen" und es gibt viele andere Meinungen als meine. Und diese anderen Meinungen haben sicher auch ihre Berechtigung.

Multifunktions-Pfefferspray (Plegium, Tornado, Defender 24/7...)

Auf der IWA lernten wir mal das multifunktions Pfefferspray von Plegium kennen. Einer meiner Kollegen war sofort begeistert und wollte eines für seine Angehörigen mitnehmen. Aber es lagen am Messestand nur Prototypen und er musste warten bis es regulär im Handel war. Beachtet bitte auch jetzt schon seine instinktive Meinung/Entscheidung, dass er es nicht für sich selber, sondern für seine untrainierten Angehörigen wollte. Ich selber fand das Spray langweilig, denn ich dachte mir, dass es das schon eigentlich alles auch schon von anderen Herstellern gab. Es ist ein Pfefferspray mit Sirene, Stoboskoplicht und einer Bluetooth Schnittstelle zu einer Notruffunktion. Alle Funktionen werden gleichzeitig und automatisch aktiviert. Mich interessierte es erst mal nicht weiter. Vor einigen Tagen fragte mich dann ein Leser, ob ich es nicht in meinem Pfefferspray Bericht erwähnen will, weil auch er es für sinnvoll hielt.

Es gibt schon lange Pfeffersprays mit Zusatzfunktionen (z.B. das Tornado Spray). Sie entstammen immer den Ideen von Ingenieuren, die eine perfekte Selbstverteidigungswaffe schaffen wollen. Aber ich bezweifele, dass bei deren Entwicklung "Sicherheitsprofis" mitgewirkt haben. Denn man muss sich immer die Frage stellen, ob man im Notfall diese Zusatzfunktionen überhaupt will? Jetzt könnten die vielen "aber", "hätte", "wenn", "falls".... usw. kommen. Denn jede Notwehrsituation ist anders und sich darüber in jeder Kleinigkeit den Kopf zu zerbrechen ist ziemlich sinnlos. Aber was ist, wenn Freunde des Angreifers in der Nähe stehen, willst Du dann überhaupt die Aufmerksamkeit einer Sirene (diese Situation kommt sehr oft vor)? Was ist, wenn Du zuvor selber "strafrechtliche Schuld" auf dich geladen hast, willst Du dann überhaupt, dass dein Pfefferspray automatisch die Polizei ruft? Willst Du überhaupt den halben Tag zur Anzeigenerstattung im Polizeirevier verbringen, nur weil ein besoffener Depp Dich geschubst hat? Und wenn eine Frau von einem Freund/Bekannten sexuell bedrängt wird, will diese dann überhaupt, dass das groß bekannt wird? Und selbst wenn die Zusatzfunktionen sinnvoll sind (wie z.B. die Kamera im Defender 24/7 Pfefferspray) wird dann nicht mehr darauf geachtet was das Spray selber an Reichweite, Zuverlässigkeit usw. leistet. Multifunktionsgeräte können zwar vieles, aber nichts davon wirklich gut.

 

Fazit: Ich würde niemals ein Pfefferspray bei mir tragen, was automatisch einen Alarm auslöst. Für mache Personen kann so etwas durchaus sinnvoll sein, aber ganz sicher nicht für mich. Ich bleiben lieber bei den zig tausendfach bewährten Sprays von Hoernecke. Sie haben mich schon oft vor Schaden bewahrt und ich hatte bei der Benutzung niemals das Gefühl, dass mir ein Strobo oder eine Sirene geholfen hätte.


Welche Waffe taugt zur Selbstverteidigung?

Es gibt einen Aspekt von Selbstverteidigungswaffen der mich regelmäßig beschäftigt. Ich habe auch schon öfter auf dem Blog dazu Stellung genommen (z.B. HIER und HIER). Da ich wieder Mal eine diesbezügliche Lesermail bekommen habe und das Thema derzeit sehr aktuell ist, will ich hier erneut ein paar Worte dazu verlieren. Schließlich steht bald das an, was sogar von unserer Politik als "Wutwinter" oder "heißer Herbst" bezeichnet wird und sich viele Sorgen machen.

 

Es gibt zwei Arten von Menschen, Menschen mit Erfahrung und Ausbildung in der Selbstverteidigung und welche ohne. Wenn jemand nie professionelle Trainings durchlaufen hat und bisher ein recht behütetes Leben geführt hat, spielt sich Selbstverteidigung meist in seiner Phantasie ab. Es fehlen dabei aber einige korrigierenden Faktoren und so entwickeln sich teilweise wildeste Ideen. Diese Menschen besitzen meist keine Waffenbesitzkarte, hätten aber sehr gerne scharfe Waffen. Und so kommt es, dass sie sich frei verkäufliche und tödliche Waffen besorgen. Das sind oft Messer, Armbrüste, Vorderladerwaffen und seit wenigen Jahren auch spezielle Druckluftwaffen, wie die Scubaringer oder die HPMAX.

 

Wer sich bewaffnen möchte, will natürlich das wirkungsvollste Mittel. Das ist ja erst mal logisch. Aber völlig unabhängig vom deutschen Waffenrecht wird dabei eine einfache Tatsache übersehen: In den meisten Konflikten reicht eine nicht-tödliche Waffe völlig aus und eine tödliche Waffe birgt viele Gefahren oder ist sogar nutzlos. Selbst in den USA würde ich niemandem raten sich als erstes eine Schusswaffe zu kaufen. Hast Du einen Streifenpolizisten in deinem Bekanntenkreis? Dann frag ihn mal, wie oft er seine Pistole auf jemanden richten musste und wie oft er sein Pfefferspray, den Schlagstock oder den Taser benötigt hat. Wenn Du dann noch überlegst, dass er sich beruflich und absichtlich in diese Gefahren begeben hat, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, dass Du selber eine scharfe Schusswaffe benötigst. Im Umkehrschluss bedeutet es aber, dass Du dich mit einer Armbrust, einem Messer etc., in die realistisch auftretenden Gefahren mit einem völlig falschen Selbstverteidigungsmittel begeben wirst.

 

Ein guter Ausbilder würde das z.B. in derartigen Rollenspielen zeigen:

In der Innenstadt gerätst Du mit einem Besoffenen in einen Streit. Als er die Fäuste ballt und dir klar macht, dass er dich schlagen will, ziehst Du dein Messer. Viele Straßenschläger würden jetzt langsam auf dich zukommen und anfangen dich zu Ohrfeigen. Willst Du in dieser Situation zustechen?

 

Du hörst in deinem Haus einen Einbrecher, nimmst dir deine tolle neue Repetierambrust mit Jagdspitzen und willst ihn stellen. Als er dich sieht versucht er, an dir vorbei, weg zu laufen. Dabei fühlst Du dich bedroht, schließlich kommt er auf Dich zu. Da du ihn nicht töten, sondern ihn nur aufhalten willst, schießt Du ihm mit der Armbrust ins Bein. Die Jagdspitze schneidet ihm die Oberschenkelarterie auf und er verblutet schneller, als Du überhaupt nur dein Handy aus dem Schlafzimmer holen kannst um den Notruf zu wählen...

 

 

Auf den genauen Hintergrund dieses Fotos, das ich natürlich selber aufgenommen habe, will ich nicht eingehen. Es zeigt das was passiert ist, als jemand in vermeintlicher Notwehr zum Messer gegriffen hat. Alles was er mit diesem Messer hinbekommen hat war, dass er sich selber verletzt hat! Der Angreifer kam unverletzt aus der Situation.

Wenn mir selber etwas vermeintlich Gefährliches auffällt und ich dort nachsehen will, greife ich nicht zur Pistole (obwohl ich einen Waffenschein besitze). Schon seit ich vor vielen Jahren Detektiv geworden bin, haben sich für mich Pfefferspray und Schlagstock als Waffen bewährt. Sie sind nicht nur praktisch und sinnvoll, sie sind auch in unserer Gesellschaft anerkannt (das wird vor Gericht wichtig) und werden aus diesen Gründen auch von Behörden verwendet. Oder hast Du schon mal einen Zollbeamten, Polizisten, oder Mitarbeiter vom Kommunalen Ordnungsdienst, mit einer Armbrust, einem Schlagring, einem Kampfmesser, oder einem Elektroschocker (ich meine nicht den Taser) gesehen? Vermutlich nicht, das hat nämlich diverse (gute) Gründe, dass solche Waffen von Profis nicht verwendet werden. Auch bei privaten Sicherheitsdiensten, die sich ihre Ausrüstung selber aussuchen können, wird meist das Selbe wie bei den Behörden verwendet.

Zweifellos ist eine Armbrust, oder ein Messer, eine tödliche Waffe. Wenn Du aber mal überlegst, in wie vielen Notwehrfällen überhaupt tödliche Gewalt notwendig ist, wird dir hoffentlich auffallen, dass sie meist völlig fehl am Platz sind. Wenn Du auf einem Supermarktparkplatz in einen Streit mit jemanden kommst und er dir ins Gesicht schlägt, würdest Du ihn doch auch nicht mit deinem Auto überfahren. Und genau so Abwegig wäre es, in einer Schlägerei ein Messer zu ziehen. Vor allem auch wenn man überlegt, dass ein Messer meist keine Stoppwirkung hat. Das bedeutet, dass man selber eben weiter angegriffen und verletzt wird, der Angreifer dabei aber lebensbedrohliche Verletzungen erleiden wird.

Schau dir mal diese Stoppwirkung von Pfefferspray an (Video). Das ist auch genau die Wirkung, die es immer gezeigt hat, wenn ich es verwenden musste. Der Verteidiger wird in diesem Fall nicht nur unverletzt und ohne Strafverfahren nach Hause gehen, er geht auch als Sieger nach Hause. Er wird ein gesteigertes Selbstbewusstsein haben, etwas gelernt haben, zufrieden sein und ruhig schlafen. Hätte er ein Messer zur Selbstverteidigung einsetzt, zeigt die Erfahrung, dass er idR. selber schwer verletzt im Krankenhaus gelandet wäre.

 

Das worauf ich hier raus will ist aber die einfache Tatsache, dass eine tödliche Waffe in 90% der Notwehrfälle kein geeignetes Mittel ist. Das gilt für Türsteher, Polizisten, genau so wie für Rentner, die ihr Leben lang nur in einem Büro gesessen haben und noch nie um ihr Leben kämpfen mussten. Zweifellos ist eine Pistole die wirkungsvollste Selbstverteidigungswaffe. Aber wenn jemand ernsthaft meint, dass er sie zur Selbstverteidigung nutzen kann, ohne umfangreiches Training und ohne nicht-tödliche Alternativen (!), wird er sich ins Unglück stürzen. Wenn seine schlechten Phantasien irgendwann tatsächlich Realität werden ist es zu spät für diese Einsicht. Ich habe schon mal die provokante These aufgestellt, dass der Besitzer einer Schreckschusspistole in den meisten Konflikten besser bewaffnet ist, als ein Sportschütze mit einer scharfen Pistole. Der WBK Inhaber fühlt sich zwar besser bewaffnet. Aber wenn er seine Pistole wirklich mal im Notfall einsetzen sollte, wird er sehr schnell auf den Boden der Realität zurück geholt. Wenn die Spurensicherung seine Wohnung untersucht, der Staatsanwalt eine Untersuchungshaft wegen Totschlag prüft und am nächsten Morgen die ersten Medienberichte zu dem Vorfall veröffentlicht werden, wird sein Leben ein anderes sein und er wird sich (in 90% der Fälle) wünschen, dass er lieber zum Pfefferspray oder JPX gegriffen hätte.

 

Jemand der zur Selbstverteidigung eine Armbrust neben der Haustür stehen hat ist meist eine Gefahr für die Allgemeinheit! Wer mit so einem Gedanken spielt, sollte erst mal einige Monate in einem Kampfsportverein die waffenlose Selbstverteidigung trainieren, damit er das grundlegende Handwerkszeug lernt. Und er sollte sich Gedanken um nicht-tödliche Waffen machen. Und glaubt mir, wenn er das gemacht hat, wird er keine Armbrust mehr schussbereit neben der Tür stehen haben, sondere andere und sinnvollere Dinge. Denn dann hat er das Maß an Kompetenz erreicht, was notwendig ist um eine sinnvolle Bewaffnung wählen zu können. Eine Armbrust an der Haustüre, oder eine Kampfmesser am Gürtel, sind klare Zeichen für Unwissen und fehlende Erfahrung.

 

Es gibt das selbe Phänomen übrigens auch bei WBK Inhabern. Das sind dann Jäger und Sportschützen, die eine geladene Pistole unterm Kopfkissen liegen haben. Das ist übrigens kein Mythos, sondern ich habe das selber schon bei mehreren WBK Besitzern gesehen. Ich habe z.B. auch schon gesehen, dass ein Jäger eine durchgeladene Glock in der Hosentasche getragen hat. Beides zeigt völlige Inkompetenz in der sicheren Waffenhandhabung und wird, wenn es die Behörde erfährt, zum sofortigen Entzug der WBK führen. Aber mir geht es heute nicht um WBK Inhaber.

 

Das Schlusswort zur Wahl der Waffen

Ich habe die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen und ich glaube nicht, das meine Meinung immer richtig, oder auf alle anzuwenden, ist. Aber es ist meine ehrliche Meinung und ich hoffe, das viele meiner Leser etwas davon mitnehmen können. Meine Meinung basiert nämlich auf meinen eigenen Erfahrungen. Und diese habe ich teilweise auf sehr unangenehme Art und Weise gewonnen. Vor allem will ich hier niemanden als dumm hinstellen. Ich habe mit 18 Jahren selber immer ein Messer am Gürtel getragen. Aber heute kann ich darüber nur noch den Kopf schütteln. Mein Anliegen ist, dass Ihr auch aus meinen Fehlern etwas lernt, bevor es zu spät dazu ist. Die regelmäßigen Lesermails, wo mir bestätigt wird, dass ich einige vom Kauf von Armbrüsten etc. abhalten konnte, zeigen mir, dass meine diesbezüglichen Bemühungen auf fruchtbaren Boden fallen.

Es gibt eine Phase der Selbstverteidigung, die viele noch nie erlebt haben. Es ist eine Zeit tief in der Nacht, wenn der Tatort der Kripo übergben wird, wenn Staatsanwälte telefonieren, Retter ihre Ausrüstung reinigen und bange Angehörige in der Notaufnahme warten. Diese kalten Stunden, in denen sich jedem Beteiligten der Magen zusammenzieht, offenbaren auf bittere Weise den Unterschied zwischen Phantasien und der Realität. Es ist der Moment in dem es zu spät ist seine Pläne zu ändern.

 

Nachtrag:

Wegen entsprechender Rückmeldungen will ich noch mal klarstellen, dass es mir nur um eine bestimmte Gruppe vom Menschen geht, bei denen es ein massives Missverhältnis an Erfahrung und Waffenwirkung gibt. Zweifellos sind tödliche Waffen in vielen Situationen nötig und berechtigt. Wichtig ist dabei aber vor allem Folgendes:

 

1. Die waffenlose Selbstverteidigung ist eine notwendige Grundlage für alles Andere. Nur wer auch gelernt hat einfache Angriffe waffenlos abzuwehren, greift nicht vorschnell zu einer evtl. unnötigen Waffen.

2. Zu einer tödlichen Waffe benötigt man zwingend noch eine nicht-tödliche. Wer ausschließlich eine Schusswaffe oder eine Messer vorhält, hat nicht verstanden, wie die Realität der Selbstverteidigung aussieht. Die tödliche Waffe wird meist nicht nötig sein und behindert einen sogar in den meisten Fällen.

3. Zum vernünftigen Einsatz einer tödlichen Waffe bedarf es einer wesentlich intensiveren Ausbildung. Und genau hierbei kann ich oft massive Defizite erkennen.

4. Die von mir genannten Waffen Armbrust und Messer verfügen über eine sehr schlechte Stoppwirkung.