Gedanken zum Biber

Einer der örtlichen Biber in einem Wassergraben neben einer Bundesstraße
Einer der örtlichen Biber in einem Wassergraben neben einer Bundesstraße

Mein Revier ist eine Hochburg der Biber. In meiner Gegend gibt es vermutlich mehr Biber als Schwarzwild. Ihre Spuren sehe ich täglich und die nachtaktiven Tiere selber gelegentlich. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Biber mag. Kaum ein anderes Tier hinterlässt so deutliche Spuren. Der Biber ist eine Erfolgsgeschichte des Artenschutzes und er ist in vielerlei Hinsicht nützlich.  Aber ich bin auch kein Wald- oder Teichbesitzer und muss auch nicht befürchten, dass ein Hochwasserdamm vom Biber beschädigt wird. Der Biber kann nämlich massive Schäden verursachen. Und dann kann ich auch nachvollziehen, dass man Biber als "Schädlinge" betrachtet.

 

Sollte es Probleme mit den Bibern geben werden die Grundstückseigentümer, der örtliche Biberbeauftragte und die Naturschutzbehörde unter Abwägung aller Interessen nach einer Lösung suchen. In meiner Gegend wird regelmäßig auch die "Entnahme" genehmigt, also der Fang oder Abschuss. Gefangene Biber werden oft umgesiedelt, sogar ins Ausland.

In Bayern werden jährlich über 1000 Biber mit Erlaubnis erlegt und das obwohl er immer noch streng geschützt ist. Ich kann mir also durchaus vorstellen, dass der Biber bald in das Jagdrecht überführt wird. Das Problem an der Sache ist nur, sollten die Jagdgenossenschaften dann Wildschäden des Bibers Ersatzpflichtig machen wird der Biber ganz schnell wieder im Bestand gefährdet sein. Denn diese Schäden kann kein Freizeitjäger bezahlen. Eine Überführung ins Jagdrecht sollte also nur erfolgen, wenn im Jagdgesetz eine Ersatzpflicht für Biberschäden ausdrücklich verboten wird. Ob die Überführung ins Jagdrecht sinnvoll ist bleibt aber fraglich. Aber einfacher würde die rechtliche Situation dann für alle werden.

 

Der Abschuss (oder auch die "Entnahme" von Bibern ist in der Artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnung-AAV §2 geregelt. Dort wird, wie für Hochwild, als Mindestkaliber 6,5mm und eine E100 von 2000 Joule gefordert. Die Erfahrung der Biberberater hat aber schnell gezeigt, dass der Abschuss meist nicht möglich oder zielführend ist. Im Regelfall werden die Tiere gefangen, was auch in besielten Gebieten funktioniert und nicht so zeitaufwenig ist.

In Bayern ist gem. AAV das Jagen der Biber für die Berechtigten generell außerhalb der Schonzeit  und an gefährdeten Anlagen wie Kläranlagen usw. gestattet.

 

1. Problem: Geschossen werden können die Biber nur im ländlichen Bereich. Die Probleme entstehen aber im besiedelten Bereich. Der Abschuss behebt also meist nicht die Probleme.

 2. Problem: Ein Schuss in das Wasser ist meist aufgrund der Gefahr von Abprallern zu gefährlich.

3. Problem: Im Uferbereich ist ein sicherer Kugelschuss ebenfalls meist sehr schwer realisierbar (z.B. aufgrund der Uferwege).

4. Problem: Ein angeschweißter Biber kann meist nicht nachgesucht werden. z.B. wenn dieser in seine Burg flüchtet.

 

Was also meist wesentlich sinnvoller ist, ist die Fangjagd.

 

Die AAV mit den Rechtsgrundlagen findet ihr HIER.

 

HIER sind die "Richtlinien zum Bibermanagement".

Auf Pirsch an einem kleinen Biberteich.
Auf Pirsch an einem kleinen Biberteich.
Eine Biberburg auf einem kleinen See, ca. 50 Meter vom Ufer entfernt.
Eine Biberburg auf einem kleinen See, ca. 50 Meter vom Ufer entfernt.

Nachtrag: Die markante Biberburg auf dem Foto oben ist über den Winter verschwunden. Warum weiß weder ich noch der örtliche Biberberater. Evtl. haben die Eisschollen im Winter sie zerstört.

Ein sehr beeindruckendes Beispiel dafür wie klein der Biber Bäume zerlegen kann.  (Wenn ich jemand verwirren will erzähle ich immer, dass ich hier ein Experiment mit meinen Bibern und Amphetamin durchgeführt habe)
Ein sehr beeindruckendes Beispiel dafür wie klein der Biber Bäume zerlegen kann. (Wenn ich jemand verwirren will erzähle ich immer, dass ich hier ein Experiment mit meinen Bibern und Amphetamin durchgeführt habe)
Das ist der selbe Baum von dem Bild darüber aus einem anderen Blickwinkel. Er ist ist über den Uferweg gefallen.
Das ist der selbe Baum von dem Bild darüber aus einem anderen Blickwinkel. Er ist ist über den Uferweg gefallen.
Dieser Biber wurde angefahren und schwer verletzt. Nach einem Einsatz von Feuerwehr, Polizei und Biberberater vor Ort habe ich ihn erlegen müssen.
Dieser Biber wurde angefahren und schwer verletzt. Nach einem Einsatz von Feuerwehr, Polizei und Biberberater vor Ort habe ich ihn erlegen müssen.

Dieses Biberweibchen wurde ebenfalls überfahren. Man sieht deutlich die Zitzen, sie hat also Nachwuchs im Bau gehabt, der den Verlust vermutlich nicht überleben wird. Normalerweise kann man die Geschlechter nicht äußerlich unterscheiden. Ich habe das Tier nicht gewogen, es war aber wirklich massiv. Das Unfallauto war nicht mehr fahrbereit.

Das rote in den Biberzähnen sind eingelagerte Mineralien die für eine Härtung der Vorderseite sorgen. Da diese hinten nicht eingelagert sind nutzen sich die Zähne hinten stärker ab und somit schärfen sie sich selber. Der Biber ist ein faszinierendes Tier.

 

 

 

Hier ist ein Bericht über die frustrierten Grundstücksbesitzer die oft mit den Problemen alleine gelassen werden.

 

Und dieser Fall zeigt wie kompliziert die rechtliche Lage ist, weil der Biber kein "Wild" ist. Derartige Fälle in denen keiner weiß wie er mit verletzten "geschützten Tieren" umgehen soll gibt es regelmäßig. Mittlerweile gab es auch mehrere Wölfe die verletzt aufgefunden wurden. 

Für alle Jäger und Polizisten die zu einem "Wildunfall" mit einem Biber gerufen werden ist in der oben verlinkten "Richtlinie" die Befugnis für das Erlegen des verletzten Tieres:

 

"Wurde ein Tier im Straßenverkehr schwer verletzt und muss getötet werden, kommen

hierzu insbesondere Polizei, Jagdausübungsberechtigte, ein nach der artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnung Bestellter oder Biberberater mit den entsprechenden waffenrechtlichen Erlaubnissen in Betracht. Ist eine Tötung aus tierschutzrechtlichen Gründen erforderlich, ist diese auch ohne förmliche artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung gerechtfertigt."
Es gibt übrigens so viele Unfälle mit Bibern, weil diese sehr kurzsichtig sind und daher auf den Straßen lang laufen. Gefahren erkennen sie hierbei oft nicht. Die Versicherungen bezahlen diese Schäden teilweise nicht, da Biber kein "Wild" sind und es daher keine Wildunfälle sind. Diese Unfälle passieren meist im Frühjahr bis Sommer, wenn die 2 jährigen Biber die Familie verlassen müssen und auf die Suche nach einem eigenen Revier umherziehen.

 

 

Hier hab ich etwas dazu geschrieben, was man mit verletzten Tieren, vor allem wenn sie nicht dem Jagdrecht unterliegen, tun kann.

Dieser Biber ist am hellichten Tag an mir vorbei geschwommen um das Gras in sein Bau zu bringen.
Dieser Biber ist am hellichten Tag an mir vorbei geschwommen um das Gras in sein Bau zu bringen.
Diesen riesigen Baum bekommt auch ein Biber nicht so schnell gefällt. Die Bissspuren rechts sind wenige Tage alt. Die restlichen sind vom Vorjahr.
Diesen riesigen Baum bekommt auch ein Biber nicht so schnell gefällt. Die Bissspuren rechts sind wenige Tage alt. Die restlichen sind vom Vorjahr.
Aller frischeste Biber Spuren. Der Stamm ist noch unbeschädigt, nur die Rinde wurde gefressen.
Aller frischeste Biber Spuren. Der Stamm ist noch unbeschädigt, nur die Rinde wurde gefressen.
Mehr Fotos von der selben Stelle. Der Biber schwimmt hier im Wasser.
Mehr Fotos von der selben Stelle. Der Biber schwimmt hier im Wasser.
Nach einigen Tage "Jagd" mit den Wildkameras auf den Biber hab ich einige Fotos von ihm.
Nach einigen Tage "Jagd" mit den Wildkameras auf den Biber hab ich einige Fotos von ihm.
Hier seht ihr auch einen Biber beim Schwimmen. Diese Kameraeinstellung brauchte mir sehr viele Aufnahmen, vom Marder bis zum Eichelhäher.
Hier seht ihr auch einen Biber beim Schwimmen. Diese Kameraeinstellung brauchte mir sehr viele Aufnahmen, vom Marder bis zum Eichelhäher.

Auf diesem Foto (Niedrigwasser) kann man den normalerweise unter Wasser liegenden Eingang der Biberburg sehen. Die Burg ist jedoch etwas verfallen und seit einer Weile nicht mehr genutzt.

Hier erkennt man die seltenen zu sehenden  Biberspuren im Schlamm mit der mittig nachgezogenen Kelle.

Biberspuren aus einer erhöhten Position (Niedrigwasser).

Hier kann man gut eine Biberburg sehen mit dem Eingang der normal untere Wasser liegt. Sie ist sehr klein, aber der örtliche Biberberater sagte bereits vor ein paar Monaten zu mir, dass es eine Burg ist.

Die selbe Biberburg bei normalem Wasserstand einige Monate zuvor. (Die Krähen haben in diesem Moment offenbar versucht in die Burg einzudringen).

Auch das hier ist ein Biberbau, der bei normalem Wasserstand nicht zu sehen ist. An der Stelle hab ich schon länger einen vermutet, ich konnt ihn aber erst jetzt sehen.

10 Meter neben diesem unterirdischen Bau befinden sich diese aufgehäuften Äste.

 

 

Hier ist ein guter Bericht über den Biber:

Ein weiteres Beispiel der massiven Biberspuren. Die Biber scheinen im November besonders viele Bäume zu Fällen.
Ein weiteres Beispiel der massiven Biberspuren. Die Biber scheinen im November besonders viele Bäume zu Fällen.
Hier sind drei Biber um mich rum geschwommen, von denen man zwei erkennt. Es war viel dunkler als es hier den Anschein hat.
Hier sind drei Biber um mich rum geschwommen, von denen man zwei erkennt. Es war viel dunkler als es hier den Anschein hat.
Rechts vorne ist die Biberburg. Ich schätze die angestaute Wasserhöhe auf etwa 1 Meter.
Rechts vorne ist die Biberburg. Ich schätze die angestaute Wasserhöhe auf etwa 1 Meter.
Hier seht ihr den Biberdamm der an einem kleinen Bach liegt und einen Weiher mit etwa 30m Durchmesser erzeugt hat.
Hier seht ihr den Biberdamm der an einem kleinen Bach liegt und einen Weiher mit etwa 30m Durchmesser erzeugt hat.

Als ich einen Biber am Straßenrand futtern sah scheuchte ich ihn gleich weg. Weil ich so gerne Oparationsnamen vergebe nannte ich es Operation-Schneidezahn ;-)

Biber in der Stadt

Sobald Biber innerhalb einer Siedlung oder einer Stadt aktiv werden muss etwas unternommen werden. Denn die folgenden Probleme sind sonst sehr massiv. Alleine schon die Gefahr von umstürzenden Bäumen ist so hoch, dass sofort und sehr konsequent etwas unternommen werden muss.

Vor der "Entnahme" kann man alles "Baumaterial" abholzen (Büsche) und die bedrohten Bäume einzäunen.

Der Baumstamm links und der Ast im Wasser wurden vom Biber angefressen. Die beiden Sträucher im Hintergrund und einige Bäume am Ufer wurden gefällt, damit er kein weiteres Baumaterial bekommt.
Der Baumstamm links und der Ast im Wasser wurden vom Biber angefressen. Die beiden Sträucher im Hintergrund und einige Bäume am Ufer wurden gefällt, damit er kein weiteres Baumaterial bekommt.
Alle Bäume im bedrohten Gebiet müssen entweder gefällt oder eingezäunt werden, sonst werden die Biber in der Stadt massive Probleme verursachen.
Alle Bäume im bedrohten Gebiet müssen entweder gefällt oder eingezäunt werden, sonst werden die Biber in der Stadt massive Probleme verursachen.