-Grundlegendes zur privaten Krisenvorsorge

-Das klassische Survival-Kit

-Das Urban-Survival-Kit

-Der Fluchtfall und das "Bug out Bag"

-Erddepots anlegen

-Dokumente und Urkunden sichern

-Brandschutz (Luftschutz)

-Die Abgründe der "Prepper Szene"

Vorsorge für den Krisenfall und Selbstschutz

Für mich ist die Krisenvorsorge eine Kombination aus sinnvoller Vorbereitung und Hobby. Es gibt viele die sich dabei verrennen und nicht mehr rational handeln. Das fängt mit den einfachen Anschaffungen der offiziellen Empfehlungen des BBK an und geht für manche so weit, dass sie Gerätschaften zum Ackerbau beschaffen und Bunker bauen. Dazu gibt es eine gute Simpsons Folge: Homergeddon - Homer Goes To Prep School- (Staffel 24, Folge 9). Darin sieht man einige, unter Preppern, weit verbreitete Denkweisen kritisch aufgearbeitet. Es gibt so viele Blogs, Youtube Videos usw. in denen Ratschläge zum Preppen gegeben werden. Lasst Euch von den Panikmachern nicht anstecken. Jeder muss selber wissen was und wie viel er anschafft. Aber denkt auch an das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen in Matthäus 25 1-13 und dem Öl das ausgeht.

Hier soll es nicht um die staatlichen Maßnahmen zur Krisenvorsorge gehen, sondern um die private Vorsorge. Laut §1 ZSKG nennt man das Selbstschutz und es ist Teil des Zivilschutz. Es ist kein Geheimnis, sondern eine logische und wichtige Tatsache, dass der Staat mit seinen Organisationen nicht für alles und jeden vorsorgen kann. Es geht dabei ja schließlich nicht um täglich Notfälle, sondern um Katastrophen, Krisen und Krieg.

Wisst Ihr warum so viele Blogger den BBK Ratgeber zeigen und thematisieren? Weil er sie nichts kostet und sie sich damit keine eigenen Gedanken zum Thema machen müssen. Ich werde daher nicht auf dessen Inhalt eingehen.

In der Zivilschutzfibel von 1964 geht es hauptsächlich um einen möglichen Krieg. Die aktuelle Version davon, der Ratgeber zur Notfallvorsorge vom BBK, behandelt die Vorbereitungen auf Katastrophen und kann kostenlos HIER bestellt werden.
In der Zivilschutzfibel von 1964 geht es hauptsächlich um einen möglichen Krieg. Die aktuelle Version davon, der Ratgeber zur Notfallvorsorge vom BBK, behandelt die Vorbereitungen auf Katastrophen und kann kostenlos HIER bestellt werden.

Grundlegendes zur privaten Krisenvorsorge (Selbstschutz gem. §5 ZSKG)

Aus meiner Sicht ist das Wichtigste eine Wasserreserve im Haus. Diese lässt sich sehr einfach und billig organisieren. Jeder muss sich mal selber vorstellen was passiert wenn plötzlich nichts mehr aus der Leitung kommt. Man sollte eine Flasche Desinfektionsmittel für Wasser haben (Micropur, Certisil...). Dazu bekommt man auch sehr günstig Wasserkanister. Meine Wasserkanister stammen von der Bundespost und waren für Schaltstellenbunker bestimmt.

Das Zweitwichtigste ist ein Lebensmittelvorrat. Ich kann jedem die Monatstonne empfehlen, die ich HIER vorstelle. Was man auf alle Fälle auch benötigt ist eine alternative Kochgelegenheit. Am Markt hat sich in den letzten Jahren viel getan. Bedenkt einfach nur welche Brennstoffe in einer Krise noch verfügbar sein können. Billig, einfach und sinnvoll sind vor allem Kocher für Spiritus und Brandgel. Diese kann man auch einfach selber bauen. Und mit 10 Flaschen Spiritus kommt man auch für wenig Geld ziemlich weit. Einer der besten Kocher ist vermutlich der Polaris Optifuel, der viele unterschiedliche Brennstoffe verwenden kann.

Ihr benötigt eine Lichtquellen und jede Menge Batterien. Da ich ein  Freund der Stadardisierung bin rate ich dazu nur Lampen, Radios usw. anzuschaffen die über normale Batterien verfügen.

 

Taschenlampen sollten für einen Krisenfall über bauchbare Leuchtstufen verfügen, denn dabei wird die Leuchtdauer wichtig. Mittlerweile gibt es auch sehr gute Campinglaternen mit LEDs. Die echten "Prepperbatterien" dazu bekommt man bei ALDI und LIDL, für 1,60 pro 8 Stück.

Nachtrag: Für mich selber haben sich inzwischen auch Geräte mit 18650 Akkus und USB-Ladefunktion bewährt. Diese sind auch mit Powerstations und Solarladegeräten kompatibel.

Die Einheitslaterne der Bundeswehr ist nicht nur ein richtig tolles Teil, sondern sie ermöglicht den Einsatz von Kerzen, Bunkerkerzen (große Teelichter), Petroleum und Karbit. Dazu hat sie diverse Signal und Tarnaufsätze.
Die Einheitslaterne der Bundeswehr ist nicht nur ein richtig tolles Teil, sondern sie ermöglicht den Einsatz von Kerzen, Bunkerkerzen (große Teelichter), Petroleum und Karbit. Dazu hat sie diverse Signal und Tarnaufsätze.

Kauft keine Knicklichter zur Krisenvorsorge. Diese sind teuer, funktionieren in einigen Fällen nicht. Ihr könnt sie nicht ausschalten usw. Es gibt aber inzwischen diverse Lampen mit ähnlichen Funktionen die für fast alle Situationen besser sind.

Nicht ohne Grund sind batteriebetriebene Radios auf jeder Vorsorgeliste zu finden. Abgesehen von den Warnapps Nina und Katwarn ist das Radio die wichtigste Informationsquelle bei Katastrophen. Sie sollten klein sein und auch über Kurzwelle verfügen. 

Mehr über Funkgeräte und Radios findet Ihr HIER, auf meinem Blog. Mit so einem Taschenalarm kann man seinen Schlafplatz absichern wenn man auf einer Flucht schlafen muss. Das müssen überhaupt keine apokalyptischen Szenarien sein, wo man so etwas brauchen kann. Es reicht schon aus, dass man damit seinen Rucksack vor Taschendieben in einer Notunterkunft sichern kann.

Meine Erste Hilfe Sets findet Ihr HIER. Wenn Ihr euch seit einigen Jahren damit nicht mehr beschäftigt habt solltet Ihr unbedingt das moderne Erste Hilfe Material anschauen. Es hat sich viel getan und es gibt so gutes Material dafür. Bedenkt aber, dass dieses wirklich sehr teuer ist.

Zur Krisenvorsorge braucht man aber eher mehr von dem einfachen Material und weniger teure Spezialverbände. Überlegt mal, wie viel Verbandmaterial Ihr braucht, wenn Ihr es mit einer Verletzung mehrere Tage nicht ins Krankenhaus schafft. Dafür eignen sich z.B. abgelaufene Kfz Verbandkästen oder auch militärisches Verbandmaterial, das man meist auch für wenig Geld bekommt.

Der Schwerpunkt liegt hierbei nicht bei Erste-Hilfe Material, sondern bei der langfristigen Wundversorgung und Krankenpflege. Eine Bettpfanne ist dabei sinnvoller, als das 5. Tourniquet. Anstatt mehrfach die üblichen Erste-Hilfe Lehrgänge zu wiederholen, sollte man sich lieber weiterbilden, z.B. mit den medizinischen Lehrgängen für Schiffsoffiziere, oder auch welchen für die Krankenpflege.

Klassische Medikamente zur Krisenvorsorge sind z.B. Tamiflu gegen Grippe und Jodtabletten, um die Schilddrüse vor dem radioaktivem Jod eines Reaktorunfalls zu schützen. Zum Schutz vor ABC-Waffen habe ich einen umfangreichen und mehrteiligen Bericht geschrieben, zum Teil-1 kommt Ihr HIER.

Das klassische Survival-Kit

Mein Survialkit: Gold, Geld, SD-Karte, Esbit, Pfeife, Signalspiegel, Kompass, Tampon...
Mein Survialkit: Gold, Geld, SD-Karte, Esbit, Pfeife, Signalspiegel, Kompass, Tampon...

Das hier ist mein Survival Kit. Es basiert auf der Aludose der alten BW Notration. Wasserdicht verschlossen ist sie mit Panzerband. Darin ist haufenweise kleines Zeug. Z.B. Eine Speicherkarte mit Fotos aller wichtigen Unterlagen und Fotos der Familie (Zeugnisse, Familienbuch, Reisepass, Waffenbesitzkarte...), auf der Erkennungsmarke ist ein Foto der liebsten Menschen, Geld, Gold, Tampon, Angelzeug, Tabletten, Schleifstein, Kompass, Feuerstein... (eigentlich gehört in jedes derartige Kit auch Amphetamin wie Ritalin oder so, aber das ist natürlich rechtlich problematisch, evtl. tut es auch das lediglich verschreibungspflichtige Modafinil, oder Koffein). Aber wer es wirklich ernst meint geht zu seinem Hausarzt und fragt ihn ob er ihm Ritalin verschreibt. Ein kleines Pfefferspray, oder Ähnliches, sollten eigentlich auch noch dran. Aber größer darf es eigenlich auch nicht mehr werden. Es ist klein genug für die Hosentasche, wo es in der Wildnis und im Feindesland hin gehört. Meiner Meinung nach wird das Survialkit aber stark in seiner Bedeutung überschätzt. Das Kondom hab ich mittlerweile raus genommen, denn sie funktionieren sehr schlecht zum Wasser sammeln. Der Tampon ist hauptsächlich zum Feuer machen gedacht, denn zum tamponieren einer Wunde eignet sich eine gepresste Binde wesentlich besser.

 

Das Urban-Survival-Kit

Das klassische Survival-Kit ist etwas für Kriegsgebiete oder Expeditionen. Ich selber habe meines schon seit vielen Jahren fertig gepackt, hatte aber noch nie das Gefühl, dass ich es benötigen würde. Die Krisen der letzten Jahre haben uns aber gezeigt, wie verwundbar unsere Wohlstandsgesellschaft ist. Mir erscheint daher ein Urban-Survival-Kit wesentlich sinnvoller. Wie das genau ausschauen würde, wird bei jedem anders sein. Alleine der Begriff Urban-Survival wird von jedem anders gedeutet. Ich will Euch hier kurz erzählen, was ich darunter verstehe. Es ist das Bestehen bei Gefahren, die hauptsächlich von Menschen ausgehen. Mein Urban-Survival-Kit sollte daher ermöglichen, in Krisen- und Kriegszeiten die absolut notwendigsten Dinge so zu verstecken, dass man sie in einer Kriegsgefangenschaft, Geiselnahme oder auch nach einem intensiven Überfall noch hat. Ein weiterer Aspekt ist auch das Fliehen aus einer Gefangenschaft.

Einer meiner Großväter hatte ein sehr bewegtes Leben und ich besitze noch zwei alte Geldscheine von ihm. Sie weisen Einstichstellen auf, weil er diese in seiner Kleidung eingenäht hatte. Diese beiden Geldscheine und der derzeitige Krieg waren der Grund, warum ich mich damit jetzt beschäftigt habe. Ein klassisches Survival Kit würde einem immer abgenommen werden, wenn man in eine blöde Situation kommt. Aber wenn man sich in paar hundert Euro in das Jackenfutter einnäht, würden diese kaum gefunden werden.

Das Urban-Survival-Kit wird in gammligen Schuhen versteckt und beinhaltet: Lock Picks, Handschellenschlüssel, Geld, Goldmünzen, eine Speicherkarte und evtl. einen mini Kompass.
Das Urban-Survival-Kit wird in gammligen Schuhen versteckt und beinhaltet: Lock Picks, Handschellenschlüssel, Geld, Goldmünzen, eine Speicherkarte und evtl. einen mini Kompass.

Folgendes wird ein sinnvoller Inhalt sein:

Speicherkarte mit Fotos/Scans aller wichtigen Unterlagen, Ausweise, Familienfotos usw. Diese Speicherkarte muss natürlich wasserdicht verpackt werden.

Goldmünzen oder Geldscheine (Die Münzen sind übrigen mit Klebeband verbunden)

Lockpicks (Mein hier gezeigtes Set findet man per Google mit "Credit Card Lockpick Set")

Handschellenschlüssel

Vielleicht auch noch: Mini Kompass und Personalausweis.

 

Abgesehen von den bereits lange bewährten Geldgürtel, haben sich Schuhe als sinnvolles Versteck erwiesen. Sie sind sogar ein erheblich besseres Versteck wie Geldgürtel und jeder Schuh unterscheidet sich um Aufbau und bietet viele Versteckmöglichkeiten. Je gammliger und muffiger die Schuhe sind, desto besser! Denn dann ist die Gefahr, dass sie intensiv kontrolliert werden, erheblich geringer. Solltest Du bei einem russischen Einmarsch auf der Flucht sein, und dabei tolle Treckingschuhe tragen, werden diese Schuhe übrigens das Erste sein, was dir die Russen abnehmen werden. Dazu gibt es bereits eine Vielzahl an entsprechenden Berichten aus der Ukraine (Link, Link).

Wie Ihr auf dem Foto oben sehen könnt, habe ich in die Mitte der Sohle ein Loch geschnitten. Das war etwas schwieriger, wie ich zunächst gedacht hatte und es war ein Cuttermesser und ein Fräser am Dremel nötig. Absolut unerlässlich ist es, so ein Versteck im Anschluss wieder gründlich zu verkleben (auch die Einlegesohle muss festgeklebt werden).

Ich laufe jetzt natürlich nicht mit Goldmünzen, oder 1000 Euro in den Schuhen durch die Gegend, aber sehr wohl eine Weile mit den fünf 1 Cent Münzen (die haben die selbe Größe wie 1/10 Unzen Goldmünzen), dem Handschellenschlüssel und den Lockpicks. Damit will ich die entsprechenden Möglichkeiten ausprobieren und Erfahrung damit zu sammeln. Alle Familienväter sollten bei derartigen Dingen bedenken, dass man sie vor den Kindern geheim halten muss. 

Sehr professionelle Ausrüstung für diese Zwecke gibt es übrigens bei der Firma Oscardelta (Youtubekanel). Dort kann man sich auch Anregungen für den Eigenbau holen. Wenn Du schon Erfahrung mit dem Lockpicking hast, solltest Du auch mit improvisiertem Werkzeug üben, wie hier links mit Büroklammern.

Der Fluchtfall und der "Bug out Bag" (BoB)

Das "Bug out Bag" ist ganz sicher keine neue Erfindung. Diese Liste für das "Notgepäck" ist  in der Zeitschrift Bevölkerungssschutz Ausgabe 1959-07 zu finden.

In den Bug Out Bags werden unterschiedlichste Werkzeuge gelagert. Ich persönlich würde als aller erstes einen Klappspaten dort rein tun, und wenn ich noch mehr Platz verfügbar hätte ein Bundeswehr Klauenbeil. Das dritte Werkzeug wäre ein (hochwertiges!) mittelgroßes Brecheisen.

Überlegt ob eine Flucht für Euch und die Familie wahrscheinlich ist. Ich selber habe keinen "Fluchtrucksack" gepackt. In diesem Fall kann man sich aber wenigstens Packlisten erstellen und manche Ausrüstungsgegenstände, die eh nur irgendwo rum liegen, zentral lagern. So spart man im Notfall Zeit und geistige Kapazität. Ich will hier wirklich keine Packlisten hochladen, denn das machen andere Blogger schon zur Genüge. Und vor allem hat jeder andere persönliche Umstände. Aber ein Gegenstand wird fast immer vergessen zu erwähnen, ein gültiger Reisepass oder Personalausweis. Bis vor einigen Jahren hatte fast jeder ein Adressbuch. Ich selber hatte viele Jahre Taschenkalender von Moleskin und habe daran geschätzt, dass man am Ende jeden Jahres, das Adressbuch raus nehmen und in den nächsten Kalender einlegen kann. Heute haben wir das alles fast nur noch elektronisch. Wäre es nicht sehr sinnvoll, wenn man die Namen, Adressen, Telefonnummern usw. von Freunden, Verwandten und Bekannten auch noch analog und für die Hosentasche griffbereit hat?

In Jahr 2020 werden ganze Städte wegen dem Coronavirus unter Quarantäne gestellt und abgeriegelt und Grenzen werden geschlossen.
In Jahr 2020 werden ganze Städte wegen dem Coronavirus unter Quarantäne gestellt und abgeriegelt und Grenzen werden geschlossen.

Wie will man ohne einen Ausweis nachweisen, dass man dort lebt, Verwandte hat, die man versorgen muss usw.? Denkt auch an den Moorbrand 2018, wo Ortschaften evakuiert wurden. Wie will man ohne Ausweis durch die Straßensperren kommen, mit seinen Angehörigen einen gemeinsamen Platz in Auffanglagern bekommen usw... Und wenn Du jetzt vielleicht meinst, dass die Polizei das ja im Computer nachschauen kann, überlege ob Computer immer fuktionieren und ob vielleicht schlichtweg Soldaten die Straßensperren betreiben werden. Fertigt zusätzliche Kopien und Fotos von euren Ausweisen an, hebt abgelaufene Ausweise auf und lagert sie an sinnvollen Orten. Weitere Gegenstände die auf den meisten Listen fehlen sind eine große Powerbank und ein Netzstecker um diese auch unterwegs aufladen zu können. Powerbanks werden inzwischen ja sogar von Hilfsorganisationen bei Katastrophen verteilt. Das Smartphone ist nicht nur ein wichtiges taktisches Einsatzmittel, es kann in einer Krise überlebenswichtig werden und die Familie zusammen halten.

Eigentlich gibt es zwei mögliche Szenarien für einen Bug out Fall. Entweder man muss in Minuten das Haus verlassen (Brand, Chemieunfall...) oder in einer Krise wird man dazu gezwungen. Beide Situationen verlangen andere Ausrüstung. Eher unwahrscheinlich, und meist auch nicht sinvoll, ist ein längerer Aufenthalt in der Natur. Eine Flucht wird nur sinnvoll sein wenn man auch ein Ziel hat. Bei den "Preppern" gibt es dazu meist zwei unterschiedliche Standpunkte: Die einen meinen, dass das Verlassen des eigenen Hauses fast nur Nachteile hat, was auch meist stimmt. Die anderen gehen von einem kompletten Zusammenbruch der Gesellschaft aus und bereiten sich auf eine Flucht in den Wald vor. Diese Prepper haben meist schon den Bezug zur Realität verloren. Aber hierzu muss ich auch ehrlich sagen, wenn Teile meiner Familie nicht 1945 vor den Russen in den Wald geflüchtet wären, würde es meine Familie heute nicht mehr geben! Sie haben ihre Heimat nie wieder gesehen. Und da diskutieren manche Menschen tatsächlich noch darüber, ob Krisenvorbereitung überhaupt sinnvoll ist!? Ich werde auch die Schlagzeile zum Hurrikan Katrina nicht vergessen "Die USA haben ein Flüchtlingsproblem", was ich sehr eindrücklich fand. Obwohl die USA mit der FEMA eine gut aufgestellte Katastrophenschutzbehörde haben waren sie nicht mal in der Lage, die Menschen beim Hurrikan Katrina mit Lebensmitteln zu versorgen.

 

Im Falle einer Flucht habt Ihr hoffentlich ein Ziel. Das kann z.B. die Familie sein, die wo anders wohnt, oder das Haus eines Freundes, das bei einer Flutgefahr höher gelegen ist. Die Flucht zu planen ist etwas wo man sich wirklich selber beweisen kann wie professionell man ist. Die Route wird auf der Karte geplant. Für alle möglichen Routen müssen Ausweichstrecken abseits von Autobahnen und Bundesstraßen gesucht werden. Denkt bei der Ausrüstung an Werkzeug um Leitplanken abmontieren zu können, sonst steckt Ihr ganz schnell auf einer Straße fest. Auf dem Weg könnt Ihr Erddepots vergraben oder planen. Treffpunkte, tote Briefkästen und Erkennungszeichen suchen und absprechen. Die Funkverbindung testen. Alles in Karten notieren usw. Und genau so wird die Krisenvorbereitung zu einem sinnvollen Hobby, das Euren Horizont erweitert und die Familie schützt.

So könnte der erste Teil einer Fluchtplanung aussehen.
So könnte der erste Teil einer Fluchtplanung aussehen.

Erddepots anlegen?

Ihr findet im Internet einige Anleitungen über das Anlegen von Erddepots. Da ich es selber noch nie gemacht habe und keine Erfarungen damit habe will ich hier nicht groß Zeug erzählen mit dem ich mich nicht auskenne. Aber wenn man Zuhause nichts lagern kann, oder für die Flucht zu seinem Ziel Vorräte bereit haben will, kann es eine Möglichkeit sein um sich vorzubereiten. Bedenkt aber bitte auch, dass Ihr mit dem Anlegen von Erddepots schnell in den Fokus der Behörden geratet. So harmlos es ist seine Konservendosen im Wald zu vergaben, es wirkt verständlicherweise sehr verdächtig.

Wasserleitungsrohre aus dem Baumarkt für ein Erddepot. Man kann noch einen Esbit Kocher rein tun, es gut abdichten und später z.B. aufsägen (von mir auch liebevoll "Ravioli-Bombe" genannt).
Wasserleitungsrohre aus dem Baumarkt für ein Erddepot. Man kann noch einen Esbit Kocher rein tun, es gut abdichten und später z.B. aufsägen (von mir auch liebevoll "Ravioli-Bombe" genannt).

Bei der schweizer Stay-Behind Organisatzion P26 wurde Verwitterungsmittel eingelagert um Tiere von deren Erddepots fern zu halten, damit diese nicht am frisch bewegten Erdreich graben.

Dokumente und Urkunden sichern

(Jetzt und nicht erst wenn es zu spät ist).

Der Barbarastollen im Schwarzwald ist der "Zentrale Bergungsort" für Deutschland. Die gesamte deutsche Geschichte liegt dort als Mikrofilm.
Der Barbarastollen im Schwarzwald ist der "Zentrale Bergungsort" für Deutschland. Die gesamte deutsche Geschichte liegt dort als Mikrofilm.

Die Bedeutung eines Archivs wird so lange unterschätzt, bis es einstürzt oder abbrennt, wie 2009 in Köln. 1975 wurde damit angefangen alle relevanten Unterlagen der BRD als Mikrofilm im Barabrastollen im Schwarzwald einzulagern ("Zentraler Bergungsort" genant). Der Bergungsort unterliegt dem höchsten Schutz des Kriegsvölkerrechts und wurde extra wegen der Gefahr eines 3. Weltkrieges angelegt. Er ist von allen militärischen Anlagen, Durchgangsstraßen, der kritischen Infrastuktur usw. weit genug enfernt. Selbst die Zündung einer Atombombe an der nächsten wichtigen Straße würde den dort eingelagerten Mikrofilmen nichts anhaben können. Das dreifache Zeichen für den Schutz von Kulturgut (nach Art. 16 und 17 der Hager Abkommen von 1954) darf nur bei Objekten angebracht werden, die gem. Art. 8 einen "Sonderschutz" haben. Es ist daher sehr selten zu sehen.

Dank den dortigen Mikrofilmen kann einiges aus dem kölner Archiv rekonstruiert werden. Es macht meiner Meinung nach durchaus Sinn das selbe Prinzip für sich und seine Familie zu übernehmen. Meine Vorsorgemaßnahmen gliedern sich in 3 Teile:

 

1. Alle wichtigen Dokumente werden zentral in einem Ordner griffbereit gelagert. Wenn man ihn erst suchen muss wird man ihn vermutlich im Brandfall nicht retten können. Beim Standesamt und Einwohnermeldeamt bekommt man Meldebescheinigungen, Heiratsurkunden, Geburtsurkunden, beglaubigte Kopien vom Familienbuch usw. Kopien der Reisepässe gehören dort genau so rein wie Schulzeugnisse, Ausbildungsnachweise, Arbeitszeugnisse, Waffenbesitzkarten, Jagdschein, eigene Veröffentlichungen usw.

2. Die wichtigsten Dokumente daraus werden als Kopie (evtl. auch beglaubigt) zusätzlich bei Freunden oder Verwandten weit weg gelagert.

3. Alle diese Unterlagen werden abfotografiert oder gescannt und auf einer SD-Karte gespeichert. Diese kommt in das Survivalkit oder Bug-Out Bag. Auf dieser Speicherkarte haben meist problemlos noch die wichtigsten Familienfotos Platz. Denkt daran wie viele Familien 1945 auch ihre Fotoalben bei ihrer Flucht mitgenommen haben, auch Ihr wollt diese wichtigen Erinnerungen nicht verlieren. Zusätzlich sollten dort Fotos von den Ausweisen aller Familienmitglieder sein. Diese Fotos können sehr wichtig werden, wenn man Suchmeldungen nach ihnen aufgeben will, oder Tote identifiziert werden müssen.

 

Jedes Mal wenn ich nach London reise fotografiere ich alle meine Karten im Geldbeutel ab, um bei einem Diebstahl alle Daten daraus schnell verfügbar zu haben. Das ist quasi eine sehr kleine und ähnliche Vorsorgemaßnahme.

Der Ordner mit allen wichtigen Unterlagen liegt griffbereit. Ein Zweiter mit Kopien davon liegt bei Verwandten im Ausland.
Der Ordner mit allen wichtigen Unterlagen liegt griffbereit. Ein Zweiter mit Kopien davon liegt bei Verwandten im Ausland.
Diese Abschrift aus dem Familienbuch ist auf wasserfestem Plastik kopiert. Andere derartige Dokumente habe ich auch in Folie laminiert.
Diese Abschrift aus dem Familienbuch ist auf wasserfestem Plastik kopiert. Andere derartige Dokumente habe ich auch in Folie laminiert.

Nachtrag von 10/2022:

Die Speicherkarte in dem Survival-Kit war nach ein paar Jahren kaputt. Um genauer zu sein, waren die Daten beschädigt. Ich habe daher alle wichtigen Dokumente und Familienfotos neu abfotografiert und auf einer Mikro-SD Karte gespeichert. Die Karte habe ich in einem SD-Adapter in eine Aufbewahrungsbox gelegt und diese wiederum mit Alufolie umwickelt. Zum Schluss hab ich Beides in eine Druckverschlusstüte gelegt. Damit ist die Speicherkarte gegen Druck, Wasser und elektromagnetische Strahlung geschützt. Mikro-SD Karten sind nicht nur winzig klein, sondern auch günstig und bieten sehr viel Speicherplatz. Es kann sich daher sogar anbieten, mehrere derartige Sicherungen anzulegen und an unterschiedlichen Orten zu lagern. Die kleinen Karten lassen sich auch sehr gut verstecken und könnten sogar in die Kleidung eingenäht werden.

Brandschutz (Luftschutz)

Der Luftschutz bestand zum großen Teil aus Brandschutz. Die Bevölkerung wurde beim Luftschutz angeleitet und ausgebildet Brände selber zu bekämpfen. Jeder weiß, dass im Krieg eine Verdunklung angeordnet wurde, damit die Bomberpiloten keine Ziele fanden. Auch sehr wichtig war damals aber, dass man die Dachböden leer räumen sollte. Das Feuer fand so weniger Angriffsfläche und man konnte leichter zu den Brandstellen vordringen. Es wurden einige wenige, aber sehr effektive Geräte zur Bandbekämpfung vorgehalten, wobei die Kübelspritze und die Feuerpatsche vermutlich die Wichtigsten waren. Auch die einfache Gasmaske wurde als improvisierter Schutz vor Brandgasen verwendet.

(Video über den Branschutz und Selbstschutz: Link, Link)

Die Bewohner eines Jugendheimes in Köln üben hier 1959, angeleitet vom Bundesluftschutzverband, das Bekämpfen eines Dachstuhlbrandes im Heim (Quelle: Zeitschrift Bevölkerungsschutz Ausgabe 1959/05). Heute kommt es uns seltsam vor, die Jugendlichen dafür auszubilden. Aber es war damals sicherlich ein konsequenter und verantwortungsbewusster Schritt. Schließlich ist es der Sinn des "Selbstschutz" nach §5 ZSKG, weil im Kriegs- und Katastrophenfall die Hilfsorganisationen nicht überall sein können. Beispiele dafür aus der jüngeren Geschichte könnte man unzählige nennen.

 

Bei jeder großen Katastrophe muss sich die Bevölkerung erst mal selber helfen. Ich bin mir aber sicher, dass wir alle etwas lernen können, wenn wir einen Blick auf den damaligen Luftschutz werfen. 

 

 

Andere wichtige Werkzeuge im Luftschutz (auch "Befreiungswerkzeuge genannt) waren z.B. Schaufel, Pickel, Säge, Bolzenschneider, Leitern und lange Eisenstangen (als Hebel). Ich selber kenne mich mit Brandbekämpfung nur wenig aus, aber vermutlich sind moderne Löschrucksäcke sinnvoller als die alten Kübelspritzen.

Ich habe bereits mehrfach ernsthafte Brände im privaten Bereich erlebt. Daher habe ich in jeder höher gelegenen Wohnung in der ich gewohnt habe immer diese Abseilausrüstung bereit liegen gehabt.
Ich habe bereits mehrfach ernsthafte Brände im privaten Bereich erlebt. Daher habe ich in jeder höher gelegenen Wohnung in der ich gewohnt habe immer diese Abseilausrüstung bereit liegen gehabt.

Die Idee dazu stammt von jemand aus meiner Familie. Er wohnte etwa im 8. Stock und in seinem Wohnviertel ging einige Wochen ein Feuerteufel um. Und sogar in seinem Treppenhaus schlug er zu. Er schob nachts einen großen Altpapiercontainer in den Hausflur und zündete ihn an. Zum Glück rauchte dieser so stark, dass die Bewohner wach wurden bevor es richtig brannte.  Eine Feuerleiter gab es an seinem Wohnhaus nicht. Und auch ich habe bereits in Wohnungen gelebt in denen es keine Fluchtwege gab.

Wer sich "Prepper" nennt und keinen Feuerlöscher im Haus hat sollte sich wirklich schämen. Zum Brandschutz habe ich immer, schon seit vielen Jahren, Rauchmelder installiert. Mitten in der Wohnung lagen immer eine Löschdecke und ein Feuerlöscher bereit. Diese bekommt man für anständige Preise z.B. bei IKEA oder auch regelmäßig bei Aldi.

 

Bei einem Großbrand in einer Industrieanlage, wo ich beruflich gewesen bin, hatte ich vor einer Weile eine Feuerlöschgrante in der Hand. Das war ein irres Teil, etwa so groß wie ein Kugelgrill. Wer die ultimative Ausrüstung sucht kann sich ja so was besorgen (war natürlich nur ein Witz).

Geht bitte ein mal durch eure Wohnung / Haus und schaut euch um. Überlegt was passiert wenn es brennt. Kommt ihr aus der Haustüre raus wenn ihr nichts mehr seht? Oder schließt Ihr die Türe ab und hängt den Schlüssel ans Brett? Dann werdet Ihr vermutlich dort nicht raus kommen. Lasst ihn dann besser im Schloss stecken.

Habt Ihr Rauchmelder installiert?

Ist das Treppenhaus der einzige Ausgang aus einem hohen Stockwerk? Braucht ihr einen alternativen Fluchtweg mit Abseilausrüstung oder Leiter?

Habt Ihr einen Feuerlöscher? Löschdecke ? Kübelspritze...?

(Kübelspitzen sind viel besser als ihr Ruf)

Teilweise ist es schon etwas erschreckend was für Menschen für den Brandschutz zuständig sind.... Diesen Feuerlöscher konnte ich vor vielen Jahren bei meiner Arbeit als Detektiv fotografieren.

Ich will Euch hier noch ganz kurz von zwei Bränden erzählen mit denen ich privat zu tun hatte:

Fall 1: Jemand hat mit dem Fahrradlenker in der Wohnung den Schalter für den Herd versehentlich betätigt. Auf dem Herd stand eine Plastikschüssel. Durch eine verschlossene Zimmertüre bemerkten wir die massive Rauchentwicklung sehr spät. In der Wohnung waren nur noch etwa 20cm Sicht. Zum Glück hatte ich eine Gasmaske griffbereit und kam raus. Es gab kaum Schäden und wir hatten viel Glück.

Fall 2: Eine Lichterkette eines bekannten Discounters (nennen wir ihn Al... oder vielleicht doch besser ..di) wurde an einem Fenster befestigt und fing am Morgen Feuer. Ich war mit der Familie im Weihnachtsgottesdienst und sah das Feuer durch das Kirchenfenster. Wir konnten den Bewohner, nach erfolglosen Versuchen die Türe einzutreten, wecken und das Feuer löschen (ich habe eine tolle Familie auf die im Notfall immer Verlass ist). Dieser Brand hat mich etwas traumatisiert und mein Bewusstsein hat zu meinem Schutz meine Erinnerung an alles was in dem Haus passiert ist gelöscht. Erst im Laufe der nächsten Monate kehrte meine Erinnerung zurück. Ich hätte so etwas kaum für möglich gehalten. Ich erlitt damals eine Rausgasvergiftung, was sich furchtbar anfühlte. Ich spürte damals, wie mir mit jedem Atemzug immer mehr Leben aus meinem Körper entwich. Dafür konnten wir jemandem das Leben retten. Ein sehr "lebenserfahrener" Freund hat bereits Jahre davor zu mir gesagt dass nach einer echten Lebensrettung immer viel geredet wird. Aber man wird niemals Dankbarkeit bekommen (ein dazu passender Fall). Ich hatte ihm das nicht geglaubt. Aber auch dieser Mensch meldete sich nie wieder bei mir.