-Grundlegendes
-Klassen der Schutzwesten
-Das ballistische Material
-Second Chance Schutzwesten
-Zur Arbeit und zur privaten Vorsorge
-Nur eine bequeme Weste wird auch getragen
-Marken Weste - No Name Weste
-Tipps
-Eine gebrauchte Schutzweste kaufen?
-Die Überziehweste
-Träumerei
Foto Links: Die TiG Körperpanzerung. Sie besteht, unter Anderem, aus Stahlplatten, ist sehr schwer und schützt den Körper nur vorne. Die ballistischen Leistungen sind auch eher gering. Sie stammt aus einer Zeit stammt, in der es weder die SEKs noch die GSG9 gab. Vermutlich wurde sie etwa 1960 hergestellt. Sie ist noch einiges älter, als der PSH-77 Helm von TiG.
Es gibt viele "Spezialkaliber", die Schutzwesten Probleme bereiten können. So wurden z.B. Patronen wie die Arcane oder THV durch Filme wie Lethal Weapon bekannt. Kurz nach dem H&K das Kaliber 4,6x30 für die MP7 und FN 5,7x28 für die P90 entwickelt hat, wurden in Deutschland Zentralfeuer Kurzwaffen mit Kalibern unter 6,3mm verboten, die nach 1970 entwickelt worden sind (Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.2.5. WaffG). Das ist jedoch ein Verbot ohne jede Wirkung, denn diese Waffen waren in kriminellen Kreisen sowieso nie verbreitet. Für die Praxis sind jedoch die russischen Kaliber 7,62mm Tokarev und 9mm Makarov sehr wichtig, denn Waffen in diesen Kalibern sind weit verbreitet auf dem Schwarzmarkt und sie bringen einfache Schutzwesten schnell an ihre Grenzen. Das Geschoss der Tokarev Patrone ist sehr klein und schnell und für die Makarov Pistolen sind sehr viele Hartkernpatronen im Umlauf. Die russische PSM Pistole mit ihrem sehr speziellen Kaliber 5,45x18 wurde übrigens nicht, was oft behauptet wird, zum Durchschießen von Schutzwesten entwickelt. Aber sie schafft es dennoch, trotz ihrer eigentlich sehr schwachen ballistischen Leistungen (Video). Kaliber wie meine 7mm Penna hier sind derart schnell wieder von Markt verschwunden, dass kaum jemand je von ihnen gehört hat.
Zum grundlegenden Verständnis will ich hier kurz etwas zu den Schutzklassen sagen. Geläufig und üblich ist bei uns vor allem die Technische Richtlinie für ballistische Schutzwesten ("TR"):
SK1: Schutz vor Kurzwaffenmunition mit Weichkern (auch aus einer MP)
SK2: Schutz vor Kurzwaffenmunition mit Hartkern
SK3: Schutz vor Langwaffenmunition mit Weichkern
SK4: Schutz vor Langwaffenmunition mit Hartkern
Bei den Klassen SK3 und SK4 ist konstruktionsbedingt bereits ein Stichschutz vorhanden. Die Klassen SK1 und SK2 müssen entweder zusätzlich dagegen aufgerüstet werden, oder sie haben ihn, durch spezielle Materialien integriert. Die üblichen SK1 Schutzwesten aus Kevlargewebe haben einen "bedingten Stichschutz". Das heißt, dass sie nur mittelmäßig dagegen schützen. Man bekommt bei uns auch immer wieder Schutzwesten, die nach den Klassen des US Institutes für Justiz "NIJ" eingestuft sind. Auch auf die VPAM Klassen stößt man immer wieder mal. Auf die Details der Schutzklassen will ich hier aber nicht näher eingehen. Üblich für leichte Unter- und Überziehwesten ist die Deutsche TR SK1, die etwa der US Klasse NIJ 3a entspricht. Für die Klassifizierungen in die Klassen sind die Anforderungen jeweils sehr unterschiedlich, z.B. das Stoppen aufgesetzter Schüsse, oder das Stoppen mehrerer Treffer hintereinander, Traumawerte usw. Beachtet, dass es Westen gibt, die "nach dem Klasse XY klassifiziert" sind und welche, die "der Klasse XY entsprechen". Alles was zertifiziert ist, wurde auch vom jeweiligen Institut getestet und ist daher auch teurer.
In England gibt es recht viele gebrauchte Schutzwesten am Markt. Dort wird meist, wegen den dortigen entsprechenden Problemen, ein größerer Wert auf Stichschutz gelegt. Die englischen Polizeiwesten sind oft nachden HOSDB Klassen zertifiziert (Home Office Scientific Development Branch. Üblich ist z.B. "HG1KR1" (Handgun Klasse 1 / Knife resistant Klasse 1). Diese ist ein kombinierter Schutz (Video, Video). Der ballistische Teil davon ist schwächeren als die deutsche SK1. Eine gute Übersicht über die diversen Schutzklassen der unterschiedlichen Länder findet Ihr HIER.
Wichtig ist noch zu erwähnen, dass die SK2 und SK3 kaum praktische Bedeutung haben. Nur gelegentlich wurden früher recht schwere und steife Klasse 2 Westen bei der Polizei beschafft. Und ab und zu begegnen einem auch Keramikplatten der Klasse 3. Fast immer ist es so, dass die Westen flexible Kevlareinlagen der Klasse 1 haben und diese durch eine Klasse 4 Platte aufgerüstet werden. Mittlerweile werden auch Klasse 4 "Stand Alone" Platten ohne Weichballistik getragen.
Die Schockabsorber sind spezielle dünne Kunststoffplatten. Sie werden auf der Innenseite, hinter dem ballistischen Paket, getragen. Sie reduzieren mögliche Verletzungen, wie Knochenbrüche oder Organrisse. Sie werden nur bei hochwertigen Westen mitgeliefert.
Schutzwesten werden aus unterschiedlichen Materialien hergestellt, üblich ist vor allem Aramid und Polyethylen. Diese beiden Werkstoffe werden entweder zu Gewebe oder zu Folien verarbeitet. Die große Mehrheit der Schutzwesten besteht aus Kevlargewebe.
Aramid, Kevlar und Twaron ist alles das Selbe. Das Gewebe, bzw. die Folien aus Kevlar, sind gelb. Ich selber verwende meist das Wort Kevlar, weil es am bekanntesten ist.
Polyethylen (PE) wird auch UHMWPE oder Dyneema genannt, dieses Material ist weiß.
Früher wurde in den Flackwesten und z.B. dem englischen MK6 Helm ballistisches Nylon, oder Doron, verwendet. Beides ist nicht so leistungsfähig und wird heute nicht mehr verwendet.
Folien (z.B. "Spectra Shield") bieten einen besseren Stichschutz als Gewebe, die Westen damit sind dafür aber auch steifer.
Hier seht Ihr einen Vergleich der unterschiedlichen ballistischen Materialien. Links im Bild ist eine sehr untypisch aufgebaute Schutzweste von Cop, mit einer Mischung aus Kevlar Folien, Kevlar Gewebe und PE Folien. Davon versprach man sich vermutlich einen besseren Stichschutz. Rechts seht Ihr das unbrauchbare Zylon von Second Chance.
Alternative Materialien:
Aus PE werden auch günstige und leichte SK1 Platten gefertigt. Ich halte Kevlargewebe aber für die meisten Anwendungen für besser geeignet.
Statt den Keramikplatten gibt es auch günstige Stahlplatten. Wenn man wenig Geld zur Verfügung hat, können sie eine Alternative sein. Man muss dazu aber wissen, dass die Geschosse sich an der Stahloberfläche zerlegen und die Splitter seitlich abgeleitet werden. Verletzungen von Gesicht und Händen sind bei diesen Platten viel leichter möglich. Ich würde immer Keramik bevorzugen.
Die US Firma "Safelifedefence" hat ein Material entwickelt, aus kleinen Keramik Kacheln, die das ballistische Material außen bedecken (ich glaube sie verwenden Folien und kein Gewebe). Diese kleinen Kacheln machen es möglich, dass ein flexibles Material Geschosse aus Langwaffen aufhalten kann. Es wird dabei auch wesentlich mehr vom Körper geschützt, wie mit den üblichen Platten, die nur etwa nur so groß wie die Lunge ist. Eine geniale Konstruktion, aber so eine Weste kostet auch 2000 Dollar.
Ein Leser hat mich auch auf die Firma Citizenarmor aufmerksam gemacht. Sie fertigen ihre Produkte aus einer Mischung aus Kevlar und Kohlenstoff. Die Einlagen von Ihnen sind offenbar stichsicher, wasserfest und UV-resistent.
Die frühere Firma "Second Chance" verwendete ab 1999 den neuartigen Werkstoff Zylon, dieses Material ist hellbraun. Diese Westen waren wesentlich leichter. Eine Zylon SK1 Weste wiegt etwa nur 1,3kg. Eine vergleichbare Kevlarweste aber meist schon über 2kg. Zylonfasern altern jedoch schneller. Tests haben ergeben, dass die Faser nach 2 Jahren bereits 10-20% ihrer Leistungsfähigkeit verloren haben. In den USA gab es sogar mehrere Fälle, in denen diese Westen im Polizeieinsatz durchschlagen wurden. Die Firma ist wegen diesen Problemen Pleite gegangen. Die Westen werden massenweise auf dem Gebrauchtmarkt angeboten und kein Verkäufer erwähnt die Probleme mit dem ballistischen Material. Ich habe sogar betrügerische Angebote gesehen, wo diese Einlagen in modernen Westenhüllen verkauft wurden. Ich würde mir niemals eine Weste von Second Chance kaufen (außer vielleicht als reine Stichschutzweste). HIER findet Ihr ein Video von einem erschreckenden Testbeschuss so einer Weste.
Viele die sich schützen wollen, denken schnell über die Anschaffung einer Schutzweste nach. Schutzwesten gibt es viele, von reinen Stichschutzwesten, bis hin zu Plate Carriern mit Keramikplatten, die vor Langwaffenbeschuss schützen. Es gibt übrigens auch Stahlplatten dafür.
Aber gerade beim Thema der Schutzwesten passiert es oft, dass Westen angeschafft werden, die später nur ungenutzt rum liegen. Selbst eine der üblichen SK1 Kevlarwesten stört im Alltag so, dass kaum jemand sie in seiner Freizeit tragen würde. Viele meiner Leser haben mir das nicht geglaubt, haben sich welche gekauft und nach wenigen Tagen gemerkt, dass sie damit wirklich nicht jeden Tag durch die Stadt laufen wollen. Sie wären mit einer einfachen Stichschutzweste, oder Schnittschutzkleidung vermutlich besser dran gewesen. Also einem einfacheren Schutz, der aber mehr bringt, weil er angenehmer getragen werden kann. Im Umkehrschluss können sich aber viele, die wirklich eine Schutzweste haben sollten, keine leisten. Ich selber habe in meiner Freizeit nur ganz selten eine Schutzweste getragen.
Die Weste hier links ist eine klassische Kevlarweste der SK1 aus einer günstigeren Fertigung (ohne Zertifizierung). Sie besitzt lediglich die Größe "M". Hochwertigere Schutzwesten haben dagegen viele Zwischengrößen. Vor allem wenn man die üblichen 500-600 Euro, für eine neue Markenweste, ausgibt, sollte man diese besser vom Hersteller genau an einen anpassen lassen. Vor vielen Jahren hab ich mal einige Wochen mit einer Unterziehweste gearbeitet, die einiges zu groß war. Aber auch das ging für die kurze Zeit.
Die blaue Weste hier links passt mir. Der untere Bauch muss bei solchen Westen aber immer frei sein. Wenn man sich hinsetzt darf die Weste nicht nach oben geschoben werden, sonst sind sie auf Dauer viel zu unangenehm. Und das ist bei der blauen Weste nicht wirklich gut, da sie zu lang ist. Wenn die Weste zum drüber ziehen verwendet wird, kann sie ein kleines bisschen länger sein, aber dann kann sie sich im Lauf der Zeit verformen. Ich war immer sehr zufrieden mit den kürzeren Unterziehwesten. Diese kann man auch problemlos über der Kleidung tragen, was sie universell macht. Ein weiteres Beispiel für eine günstige Weste ist das Modell G1.FAST von BSST. Ich habe mit dieser Weste keinerlei Erfahrung, sie kostet mit 335 Euro aber erheblich weniger, wie die meisten anderen SK1 Westen und ist sogar zertifiziert.
Beachtet auch, dass diese blaue Westenhülle an den Schultern mit Klettverschlüssen verstellbar ist. Man kann sie besser auf sich einstellen, sie fällt bei einer verdeckten Trageweise aber auch etwas mehr auf, weil sie dort, durch die zusätzlichen Klettverschlüsse dicker ist.
Die weiße SK1 Kevlarweste hier links passt mir eigentlich auch. Aber die Hülle ist an den Schultern nicht verstellbar und die Weste liegt daher zu hoch und drückt mir auf den Hals. Das verursacht auch schnell einen Hitzestau. Weil die Westenhülle die Einlage zu hoch sitzen lässt, schaut auch etwas mehr vom Bauch raus. Aber das ist noch im üblichen Rahmen.
Bitte schreibt mir keine Lesermails, dass ich "doch schon einen Bauchansatz habe". Nach dem Betriebsarzt, hat mir das jetzt auch noch mein Vater und einer meiner Chefs gesagt...
Es gibt auch Westen die unten an der Vorderseite eine Stoffverlängerung dran haben. Diese wird in die Hose gesteckt, damit die Weste enger anliegt und so weniger auffallen soll. Ich selber war immer sehr froh um so viel Luftzirkulation wie möglich, unter der Weste. Ich würde mir so eine Westenhülle nicht kaufen.
Ich will Euch hier den Unterschied zwischen zwei Klasse 1 Schutzwesten zeigen, die im Preis eine erhebliche Differenz haben. Wenn man nur gelegentlich, oder privat, eine Schutzweste will, tut es auch eine einfache. Die teure Weste rechts hat aber einige Details, die sie besser machen, auch wenn das ballistische Material identisch und von der selben Firma hergestellt ist.
-Ziehe zum Testen und Kaufen neuer Ausrüstung immer deine Schutzweste an. Sie kann Einsatzmittel schnell behindern. Links seht Ihr zwei unterschiedliche Westen, mit etwa der selben Größe. Die blaue Weste ist im Schnitt aber zu lang und der Bauch ist nicht frei. Das macht es fast unmöglich eine Pistole IWB (im Hosenbund) zu tragen. Bei einem außen am Gürtel getragenen Holster kann es genau umgekehrt sein. Auch das Ziehen aus Schulterholstern kann durch eine Schutzweste erschwert werden, da die Weste den Brustumfang relevant vergrößert.
-Achte beim Anlegen darauf, dass die Seitenteile des Vorderteils, über denen des Hinterteils liegen. Sonst könnten theoretisch Geschosse in den dortigen Spalt eindringen.
-Achte darauf, dass Du unter der Schutzweste keine harten Gegenstände liegen hast. Z.B. ein Kugelschreiber in einer Hemdtasche, kann sich zum "Sekundärgeschoss" entwickeln und Dich verletzen.
-Schutzwesten sollten auf Dauer nicht hängend gelagert werden, sondern liegend. In hängendem Zustand können sich die Fasern verschieben, bzw. Das ballistische Paket kann sich verformen.
-Lass Deine Schutzweste nicht in der Sonne liegen. Die Fasern vertragen UV Licht auf Dauer nicht. Man sollte sie wegen der Temperaturschwankungen auch nicht im Auto lagern.
-Wenn Du bei einer Behörde arbeitest, oder einem großen Sicherheitsdienst, solltest Du deine Weste sofort mit deinem Namen kennzeichnen. Man will die Westen nicht vertauschen, weil es unhygienisch ist und weil man nie weiß, wie die Kollegen mit ihren Westen umgehen.
-Für mich hat sich Dunkelblau als sinnvollste Farbe für Unterziehwesten erwiesen. Das passt zu vielen Kleidungsstücken und fällt wenig auf. Die dunkle Farbe ist auch gut, damit Ausrüstung unter einer offen getragenen Jacke keinen Kontrast bildet. Schwarz wäre meine zweite Wahl, ich versuche Schwarz aber so weit wie möglich zu vermeiden, weil ich es für eine relativ auffällige Farbe halte.
-Wenn Du selber eine Schusswaffe trägst, ist in jedem Fall eine Stichschutzweste nicht ausreichend. Deine Weste muss in der Lage sein deine eigene Waffe zu stoppen, für den Fall, dass sie dir entwendet wird. Aus genau diesem Grund gibt es sogar Hersteller, die ihre Westen speziell gegen die Wirkung von Tasern schützen (Video).
-Sei nicht deprimiert, wenn Du immer wieder mal versuchst aus dem Auto auszusteigen, aber dann erst merkst, dass Du noch angeschnallt bist. Das ist normal, wenn man wenig Erfahrung mit Schutzwesten hat und das passiert jedem.
-Wenn Du deine Weste anlegst, atme tief ein. Wenn sie dann drückt, stell sie weiter.
-Die ballistischen Pakete dürfen auf keinen Fall gewaschen werden, nur die Hüllen.
-Beachte beim Einlegen der ballistischen Pakete, in die Hüllen, in welcher Richtung sie einzulegen sind. Bei einigen Westen kann das einen großen Unterschied machen (z.B. bei ballistischen Paketen mit eingearbeitetem Kettengeflecht).
-Bedenkt bitte, dass man in Dänemark zum Besitz einer Schutzweste eine Erlaubnis braucht. Nehmt sie also besser nicht blindlings dort mit hin. Die Erlaubnis kann man hier beantragen: https://politi.dk/indberet-eller-registrer/anmeld-besiddelse-af-sikkerhedsvest
Mir wurde früher mal erklärt, dass man sich niemals eine gebrauchte Schutzweste kaufen soll, da man ja nie weiß, was sie bereits hinter sich hat. Ich selber habe mittlerweile dazu eine etwas andere Meinung. Natürlich ist es besser, sich eine hochwertige und neue Weste zu kaufen, die eine Gewährleistung und Zertifizierung hat. Wenn man aber realistisch darauf schaut, wer im Sicherheitsdienst wirklich eine Weste trägt, merkt man, dass das nur sehr wenige Einsatzkräfte sind. Die 500 Euro, die so eine Weste meist kostet, sind halt doch viel Geld.
Meine Meinung dazu ist: Besser eine gebrauchte Schutzweste, als gar keine. Es ist besser eine 15 Jahre alte Weste zu haben, als von einer nagelneuen zu träumen. Ich selber habe bereits alte Schutzwesten beschossen und sie haben eigentlich immer das aufgehalten, was sie sollten. HIER und HIER sind entsprechende Tests. Aber das Tragen eine Schutzweste ist halt kein Glücksspiel. Man sollte sich also etwas mehr Gedanken dazu machen.
Auf Schutzwesten wird fast immer vom Hersteller 10 Jahre Garantie gegeben. Und dann werden sie meist vom Arbeitgeber ersetzt. Diese landen dann immer wieder auch auf Ebay (oft über die VEBEG). Wenn man eine gebrauchte Schutzweste kauft, sollte man darauf achten, dass diese nicht wesentlich älter als 10 Jahre ist. Dann kann man sich noch einige weitere Jahre problemlos darauf verlassen. Wenn die Weste aber bereits 20 Jahre alt ist würde ich sie mir nicht mehr kaufen. Aus einem zuverlässigen Bericht habe ich die Information entnommen, dass meist sogar nach 30 Jahren, bei Kevlarwesten, immer noch die volle Schutzwirkung vorhanden ist.
Aber ob dies für Lagerbestände galt, oder für Westen im Einsatz, weiß ich nicht. Es macht logischerweise einen großen Unterschied bzgl. der Belastung der Fasern. Ich würde ausschließlich Kevlarwesten kaufen wenn ich eine gebrauchte Schutzweste möchte und keine aus einem anderen Material. Kauft auch keine Weste ohne das Typenschild auf den ballistischen Einlagen gesehen zu haben. Auf dem Typenschild ist fast immer das Herstellungsjahr aufgedruckt. Leider werden von vielen Behörden, vor dem Verkauf, die Typenschilder entfernt.
(Die "Foxtrot Delta 103" Schutzweste, links im Bild, stammt von Mehler und ist aus aktueller Fertigung. Sie ist nicht zertifiziert und daher wesentlich günstiger).
Die Weste links oben ist aus "Twaron" (also Kevlar), stark gebracht und von 1997. Ich würde mich nicht mehr auf sie verlassen wollen. Die rechts ist von BSST und aus Dyneema, sie wurde 2001 hergestellt und kaum getragen. Die Weste in der Mitte (von 1977) ist eine ganz frühe Weste und sie hat mit ihren 43 Jahren eher Museumswert.
Leider geben viele Typenschilder in den Schutzwesten nicht alle Daten die man braucht an. Um in etwa einschätzen zu können, ob eine Weste noch verwendbar ist, braucht man den Hersteller, das Herstellungsjahr und das verwendete Material für die ballistischen Pakete. Sollten Angaben fehlen, kann man evtl. den Hersteller anschreiben und um die Informationen bitten. Ein weiterer Indikator ist, in welchem äußeren Zustand die Pakete sind und ob es dort Knicke und Verfärbungen gibt. Ich habe auch immer wieder deutlich gemerkt, dass stark getragene Westen wesentlich weicher waren. Eine genau Einschätzung davon, ist aber natürlich schwer, wenn man damit keine Erfahrung hat. Bedenkt bei alten Behördenbeständen, dass sich der Zustand der Westen idR. massiv unterscheidet. Auch Beamte im Innendienst werden meist mit Schutzwesten ausgerüstet. Diese haben auch nach vielen Jahren kaum Tageslicht gesehen, wenig Schweiß, wenig Temperaturschwankungen und wenig Bewegung.
Wenn Du ein Mann bist, solltest Du auf keinen Fall eine Frauenweste kaufen. Die Chancen, dass dir diese Westen passen werden, sind sehr gering.
Wenn das Typenschild einer Weste nicht mehr lesbar ist, muss man von einer intensiven früheren Nutzung ausgehen. Eine derartige Weste würde ich auf keinen Fall kaufen.
Die Farbwahl ist meist recht egal, wenn die Hüllen schwarz oder blau sind, ist das völlig in Ordnung. Die Farbe "Schilf", die man oft aus alten Polizeibeständen bekommt, ist eher eine schlechtere Wahl. Weiß ist zwar auch verwendbar, wird aber natürlich schnell dreckig. Ich bevorzuge schwarz, weil das einfacher mit den Farben der Ober- und Unterbekleidung kombinierbar ist und nicht so schnell verfärbt.
Die Überziehweste ist der Schlüssel moderner Ausrüstung für Behörden und Sicherheitsdienste. Sie ist auch eine wichtige Basis für taktische Überlegungen zur Ausrüstung.
Die Überziehwesten waren eine der besten Anschaffungen die in der letzten Zeit von den Behörden getätigt worden sind. Bei der Beschaffung und Gestaltung der Weste hat deren Erscheinungsbild eine
wesentlich größere Rolle gespielt als den meisten bewusst ist. Und daher fehlen diesen Westen einige Optionen, weil ein "martialisches Erscheinungsbild" verhindert werden sollte. In einigen
Kommunalen Ordnungsdiensten wurde, wegen dem Erscheinungsbild, sogar das Tragen über der Kleidung verboten. Meist mangelt
es den aktuell benutzen Überziehwesten an Modularität. Die Einsatzkräfte werden aber bemüht sein mehr aus ihrer Weste zu machen und werden vor allem ihren
Einsatzgürtel entlasten wollen. Aber selbst heute, wo Taser, Bodycams, dienstliche Smartphones und Teleskopschlagstöcke beschafft werden, werden immer noch Überziehwesten mit fest verbauten
Taschen beschafft. Es ist absehbar, dass die Beschaffer sich in einigen Jahren über diese Entscheidungen ärgern werden. Denn die zusätzliche Ausrüstung muss irgendwo untergebracht
werden.
Diese Westen werden idR. 10 Jahre benutzt, wenn den Beamten nicht alle 10 Jahre neue Westen zur Verfügung gestellt werden, ist das eine riesen Sauerei. Das wäre etwa das Selbe, wie wenn man sagt, "Die Medikamente sind zwar abgelaufen, aber für Polizisten sind sie noch gut". Natürlich haben sie auch nach 13 Jahren noch ihre Schutzwirkung, aber die Verwendung davon, bei einer Behörde, über die Herstellergarantie von 10 Jahren hinaus, ist weit mehr als peinlich!
Ich zeige hier hauptsächlich Fotos um Ideen in den Raum zu werfen. Jeder muss selber wissen was für Ihn am besten funktioniert. Bedenkt, dass Gesetze und Dienstvorschriften bestimmtes natürlich
auch verbieten.
Die Quicklite Lampe passt sehr gut an die Überziehweste. Diese Lampe ist aber veraltet und auch zu teuer. Die modernen kleinen USB Lampen sind wesentlich besser geeignet.
Die Energizer THUMP ist optimal für den Einsatz. Sie verfügt über einen USB-Anschluss und Blinkfunktionen um im Straßenverkehr gesehen zu werden. Es gibt sie auch in einer Version mit einer UV-LED.
Wenn Ihr diese Lampe an der Schulter mit Licht nach unten befestigt bedenkt, dass sie nach unten raus fallen kann. Um optimal den "Arbeitsbereich" auszuleuchten muss sie aber eigentlich hoch an die Schulter. Man sollte sie dort aber irgendwie sichern.
Meine winzigen und sehr leistungsfähigen Nitecore TIP und THUMB haben mich auf die Idee gebracht, dass man sich damit evtl. sogar eine große Lampe am Einsatzgürtel ersparen kann. Wenn man eine fest an der Schulter verbaut und eine zweite (starke) an einem Gearkeeper befestigt. Aber gute taktische Lampe können die kleinen Lampen, mit ihren winzigen Knöpfen, doch einfach nicht ersetzen.
Diese TT Molle Tasche passt seitlich an die Weste. Darin kann man alles mögliche Unterbingen und es wird sicher und angenehm verstaut.
In der flachen Tasche kann man einen Tactical-Pen als Notfall Schlagwaffe oder auch eine flache Back-Up Pistole unterbringen.
Beides zusammen geht natürlich nicht, sie würden aneinander reiben und sich gegenseitig beschädigen.
Ein feststehendes Messer sollte man niemals sichtbar am Einsatzgürtel tragen. Die Gefahr dass das Gegenüber diese zu Entreißen versucht ist viel zu groß. Ein dünnes Messer kann man genau an dieser Stelle unter der Weste verbergen und hat einen guten Zugriff von der Seite. Die Kevlareinlage schützt vor einem unangenehmen Druck.
Das Kydex Holster von der JPX Pfefferpistole (ohne Paddle) passt perfekt in die Tasche der Weste rein.
In den Halter für das Funkgerät passt auch gut das Reizstoffsprühgerät ("RSG").
Der Schlagstock sitzt in dieser Tasche perfekt. So spart man sich viel Gewicht am Einsatzgürtel.
Denkt an das Gewicht das Ihr auf diesem Weg vom Einsatzgürtel weg nehmen könnt! Vor allem ein Teleskopschlagstock wiegt recht viel am Einsatzgürtel.
Ein großes Pfefferspray kann man im Notfall auch in dieser Tasche tragen. Das ist besser als es in die Oberschenkeltasche zu stecken.
Das "Combat Shirt" ist ein sehr modernes Kleidungsstück für Einsatzkräfte mit Schutzwesten. Es zeigt sehr gut, wie rückständig viele Uniformen von zivilen Behörden (z.B. der Polizei) immer noch sind und dass viel zu wenig Wert auf taktische Anforderungen gelegt wird. Wozu braucht ein Streifenpolizist Schulterklappen auf einem Uniformhemd. Jeder Kugelschreiber in einer Brusttasche, und jeder Hemdknopf, kann sich zu einem "Sekundärgeschoss" entwickeln. Kugelschreiber gehören entweder in eine Oberarmtasche, oder an die Überziehweste. Und die Luftzirkulation der Uniformhemden ist unter der Weste meist auch miserabel. Welchen taktischen Nutzen eine Uniformkrawatte beim Umgang mit "Randständigen" haben soll erschließt sich mir auch nicht so wirklich... Der Kragen und die Ärmel so eines Hemdes könnte auch mit Schnittschutzstoff ausgestattet werden. Damit hätte man einen wesentlich sinnvolleren Schutz, wie mit den Schnittschutzschals mancher Behörden. Etwas Derartiges fertigt die Firma BSST, mit Ihrem Commando Police Einsatzshirt.
Das Tacvent System bekommt Ihr bei einem Freund von mir. Es lässt die Luft unter der Weste zirkulieren:
Ich kenne mittlerweile mehrere Einsatzkräfte die das System benutzen, ich habe selber keine Erfahrungen damit gemacht, weil ich es selber nicht brauche. Aber schaut es Euch an, die Idee ist ziemlich gut.
Weil ich jetzt schon einige Anfragen dazu bekommen habe, die Weste und die Westenhülle oben sind von Mehler. Sie wird in genau dieser Variante nicht auf dem freien Markt gehandelt. Aber es gibt sehr ähnliche Modelle. Vor allem gibt es dort auch Hüllen mit Molleschlaufen, die wesentlich sinnvoller sind. Bedenkt, dass nicht alle Einlagen in diese Hüllen passen. Sie sind natürlich nur für Mehler Einlagen vorgesehen.
https://www.mehler-law-enforcement.de/produkte/ballistischer-schutz.html
Viele die dem "tactical Lifestyle" folgen, Sportschützen, Beamte und andere Einsatzkräfte kaufen sich privat Schutzwesten. Das sind immer wieder auch "Plate Carrier", die gerade in Mode sind. Diese können lediglich eine harte ballistische Platte vorne und hinten aufnehmen. Sie sehen cool aus, sie können teilweise zum Sport verwendet werden (es gibt auch extra hergestellte Gewichtsplatten dafür) und man kann jede Menge Ausrüstung daran befestigen. Aber überlege dir vor dem Kauf realistisch, was für Dich sinnvoll ist.
Willst Du sie für Einsatzlagen vorhalten, wo mit Langwaffenbeschuss gerechnet werden muss oder willst Du sie lediglich zur "Selbstverteidigung" vorhalten? Ich selber habe schon seit vielen Jahren beides, eine private Klasse 1 Kevlarweste und einen Plate Carrier mit Klasse 3 Keramikplatten. Die leichte Kevlarweste verwende ich gelegentlich. Meist liegt sie in meinem Kofferraum, weil es aufgrund meiner Lebensumstände dort mehr Sinn macht, wie an der Garderobe. Genau genommen tun dem Material dort aber die Temperaturschwankungen nicht gut. Aber meinen privaten Plate Carrier habe ich noch nie benutzt. Er ist schwer und schützen den Körper an wesentlich kleineren Stellen, wie eine Kevlarweste. Bedenkt vor allem die Fälle der letzten Jahre, wo einige Polizisten in Deutschland dort tödlich getroffen wurden, wo die Weste ihren Körper nicht abgedeckt hat (z.B. seitlich in die Schulter). Einen Plate Carrier kann man auch idR. nicht verdeckt tragen. Mit einer SK1 Kevlarweste hat man die Wahl und kann sie unter oder über der Kleidung tragen. Mit einer entsprechenden Westenhülle kann man ebenfalls Ausrüstung daran befestigen. Ich halte leichte Kevlarwesten für wesentlich sinnvoller, als Plate Carrier, für eine private Anschaffung.