Es macht niemals Spaß jemandem die Freiheit zu entziehen, aber der Alkohol, das Rauschgift, die unfassbar vielen Geisteskranken und die Angst vor dem Gefängnis lassen oft keine andere Möglichkeit und es ist schlichtweg nötig.
-Rechtliches
-Taktik und Technik
-Welche Handschellen sollte man kaufen?
-Clejuso Nr. 9
-ASP Fessel
-No Name China Fessel
-Perfecta HS200
-Smith & Wesson M-100
-ESP Aluminium Handschellen
-Knebelkette
-Vorführzange
-Plastik- Stoff- und Klettfesseln
-Schlüssel
-Alternative Verwendung
-Hygiene
-Wartung
Ich möchte Euch etwas über Fesseln und deren Anwendung erzählen. Da die Meisten nie bis selten dazu kommen jemanden zu fesseln hoffe ich dass mein Bericht auf Interesse
stoßen wird und einigen bei der Arbeit hilft.
Viele kaufen sind irgend wann mal in ihrem Leben ein paar Handschellen. Meist ohne einen bestimmten Grund. Meist stößt man für kleines Geld im Waffengeschäft darauf
oder auf dem Flohmarkt oder so. Handschellen üben auf viele eine gewisse Faszination aus. Meist liegen sie dann aber in irgend eine Schublade oder evtl. auch an der Garderobe neben der Hausbewaffnung. Gedanken über deren Anwendung machen sich die Wenigsten.
Rechtliches:
Etwas mehr Gedanken machen sich die Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten. Für diese ist zunächst die Unfallverhütungsvorschrift für Wach- und Sicherheitsdienste BVG C7 relevant. Da steht in § 10: Ausrüstung des Wach- und Sicherungspersonals
Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass sich die für das Wach- und Sicherungspersonal erforderlichen Einrichtungen, Ausrüstungen und Hilfsmittel in ordnungsgemäßem Zustand befinden und dass das Wach- und Sicherungspersonal in
deren Handhabungen unterwiesen ist.
Das bedeutet ganz einfach, dass jeder der im Sicherheitsgewerbe Fesseln mit sich führt eine Ausbildung daran haben muss! Am besten hat man einen schriftlichen Ausbildungsnachweis den man im Falle rechtlicher Probleme vorweisen kann. Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist muss man sich Gedanken um die Rechtmäßigkeiten einer Fesselung machen. Das Fesseln stellt strafrechtlich immer eine Freiheitsberaubung und eine Nötigung dar. Um selber keine Straftat zu begehen muss man einen „Rechtfertigungsgrund“ dafür haben. Das kann z.B. die Selbsthilfe gem. BGB oder auch die vorläufige Festnahme durch Jedermann gem. StPO sein. Extra erwähnt und geregelt ist die Fesselung durch Zivilisten nirgends! Für die Polizei ist das Fesseln extra in dem jeweiligen Landesgesetz und dem unmittelbaren Zwang Gesetz geregelt. Der Zivilist muss sich daher nach dem gesunden Menschenverstand richten. Versucht z.B. ein Straftäter weg zu gehen ohne Gewalt anzuwenden ist eine Fesselung genau so wenige angebracht wie wenn man mit mehreren Personen problemlos auf einen Täter aufpassen kann. Wenn aber z.B. zwei Detektive einen Dieb überwältigen mussten werden diese wohl kaum Probleme wegen einer Fesselung bekommen. Da ich bereits haarsträubendes erlebt habe muss noch erwähnt werden, dass man niemals fesseln darf wenn man keinen passenden Schlüssel oder bei Einwegfesseln einen Fesselschneider bei sich hat. Genau so selbstverständlich muss es sein, dass die Fesseln arretiert werden. Ein Randalierer unter Drogen- Alkoholeinfluss bemerkt es evtl. nicht, wenn er sich auf die Handschellen legt und diese enger werden. Das kann zu bleibenden Schäden führen, wenn Nerven oder Blutgefäße über einen längeren Zeitraum abgedrückt werden. Als Fesselnder hat man die Verantwortung für diese Person. Üblich und anerkannt sind Handfesseln z.B. bei Kaufhausdetektiven und bei Sicherheitspersonal im öffentlichen Nahverkehr, wie der U-Bahnwache, Hochbahnwache oder der DB-Sicherheit. Teilweise auch bei Türstehern.
Die Fesseln müssen mit beiden Händen erreicht werden können. Das Tragen in der Mitte des Rückens sollte nicht gemacht werden. Bei einem Sturz auf den Rücken kann dies zu einer Verletzung der Wirbelsäule führen. Ich trage sie immer vorne rechts auf 1 Uhr am Gürtel. So kann auch ein Kollege sie ergreifen und nutzen wenn man zu zweit auf einem Randalierer kniet.
Gelenkfesseln eignen sich z.B. für Einsatzkräfte mit kleinen Händen. Diese tun sich evtl. bei Fesseln mit Kettengliedern schwer beim Speedcuff. Speedcuff bedeutet, dass man die Fessel in der Mitte greift, so dass die Schellen auf beiden Seiten frei sind zum Anlegen. Man kann so beide Hände nacheinander fesseln ohne den Griff von der Fessel zu lösen. Man hat den Gefangenen unter Kontrolle, es geht schnell und sieht professionell aus. Ein weiterer Vorteil der Gelenkfesseln ist, dass es die Bewegungsfähigkeit des Festgenommenen stark einschränkt. Aber es gibt einen ganz großen Nachteil im Vergleich zu Fesseln mit Kettengliedern. Wenn sich der zu fesselnde wehrt muss man die zweite Hand in die Fessel bekommen, die ja bereits an der ersten Hand angelegt ist und damit kaum noch beweglich. Wenn man Kettengliedern hat ist die zweite Schelle beweglicher und man kann diese zum zweite Handgelenk bringen.
Die englische Polizei verwendet fast ausschließlich starre Fesseln von TCH und Hiatt (Safariland). Auf dem Foto seht Ihr gut warum diese am sichersten von allen Handfesselarten sind. Ein großer Vorteil davon ist auch, dass man damit viel Kontrolle ausüben kann, wenn ein Handgelenk bereits fixiert ist. Der Nachteil dieser Fesseln ist ihre Größe und das sie spezielle Holster benötigen.
Quelle: https://www.dailymail.co.uk/news/article-2024941/LONDON-RIOTS-Were-coming-looters-vow-raid-police.html
Ein super Kompromiss aus allen Vor- und Nachteilen sind starre Fesseln die zusammengeklappt werden können wie diese hier von ASP. Im Mittelteil ist ein drittes Schloss um sie zu Verkleinern. Auf die selbe Art funktioniert auch die TCH 850.
Am besten erfolgt das Fesseln wenn man von einer weiteren Person gesichert werden kann. Wenn man alleine ist sollte man sich gut überlegen ob man auf das Fesseln verzichten kann und aus sicherer Entfernung auf Verstärkung wartet. Sollte sich eine Person gegegen die Festnahme wehren ist es idR. unmöglich sie alleine zu fesseln.
Handschellen werden auf das Gelenk aufgeschoben und nicht darauf gehauen. Das sieht nicht nur dumm aus, sondern verursacht auch Schmerzen beim Gefangenen. Man Bemerkt beim Aufschieben auch sofort, wenn die Fesseln bereits versehentlich arretiert wurden. Man sollte die Fesseln auch regelmäßig daraufhin überprüfen, ob sie ordentlich durch schwingen und nicht arretiert oder verklemmt sind. Das Verbindungsstück muss nach dem Anlegen am Handrücken sein, dann kommen die gefesselten Hände Handrücken an Handrücken zu liegen.
Es gibt viele Techniken zum Fesseln. Diese kann ich hier schlecht beschreiben und ich will auch nicht hunderte Fotos davon machen. Am besten schaut sich das jeder mal in
Internetfilmen an. Das Fesseln muss vor allem auch geübt werden. Es ist wirklich peinlich wenn man sie mit sich rum trägt und damit nicht umgehen kann. Das gilt aber auch für das Öffnen der Fesseln. Ich erkläre lediglich kurz die eine Technik die sich für mich als sinnvoll erwiesen hat in sehr gefährlichen Situationen:
Der Betroffene wird aufgefordert sich abzuwenden und die Hände hinter den Rücken zu legen. Nun können die Finger mit der linken Hand umschlossen und festgehalten werden. Jetzt kann die Waffe in der rechten Hand weg gesteckt werden und die Fessel mit rechts ergriffen werden. In der Speedcuff Haltung werden die Handschellen über beide Handgelenke gestreift. Das geht in Sekunden.
Wenn die erste Handschelle angelegt ist darf man die Fessel nicht mehr loslassen bis beide Hände fixiert sind. Nun wird sofort arretiert. Das geht bei den Fesseln ala Smith & Wesson mit dem kleinen Stift auf der Rückseite des Schlüssels der in den Schlitz am Schloss eingeführt und die Arretiertung durch einen seitlichen Druck betätigt wird. Bei Anderen wird mit dem Stift in ein kleines Loch an der Fessel gedrückt. Bei Clejuso und den neuen Bonowi Trilock wird mit dem Finger ein Hebel eingedrückt, was viel einfacher ist. Bei einer offenen Trageweise der Clejuso kann es vorkommen, dass der Hebel versehentlich betätigt wird und die Fessel blockiert ist wenn man sie braucht! Das Öffnen der Arretierung erfolgt immer durch das Drehen des Schlüssels im Schloss.
Diese Abführtechnik ist völlig sinn- und nutzlos und leider sieht man sie sehr oft. Der Festgenommene hat hierbei viel mehr Kontrolle über die Situation als die Polizisten. Wenn er aufrecht geführt wird ist es eher sinnvoll die Fessel zu greifen oder sein Handgelenk "umzubiegen".
Quelle: https://sek-einsatz.de
Genau so sieht der "Kreuzfesselgriff" auch mit Handschellen aus, und nicht wie bei dem Foto darüber. So haben die Polizisten die Kontrolle.
Quelle: https://www.haaretz.com/world-news/europe/russian-police-break-up-anti-putin-rallies-arrest-700-1.5483305
Früher habe ich meist hinter dem Kopf die erste Schelle angelegt. Aber die Kontrolle über die Situation ist hierbei schlechter als man zunächst denkt, das "Gegenüber" kann so nämlich viel Kraft aufwenden um sich zu wehren. Daher lasse ich inzwischen alle gefährlichen Personen die Hände hinter den Rücken legen zur Fesselung.
Ich habe bereits zwei Mal breite Personen wie unten rechts mit zwei Handschellen fesseln müssen, weil ihre Hände nicht hinter dem Rücken zusammen gekommen sind.
Weiter unten, bei den Stofffesseln, seht Ihr eine Technik um einen Gefangen an einen Gegenstand zu fesseln. Derartige unkonventionelle Techniken sind wirklich nicht oft nötig, aber man sollte sich ein paar Gedanken darüber machen. In einem Fall hätte ich wirklich mal einen Schläger an eine Laterne fesseln müssen, da ich es damals nicht getan habe waren wir ein Beamter weniger bei der anschließenden Rauferei mit einem weiteren Randalierer.
Für denjenigen, der sich lediglich aus Spaß oder Interesse Hanschellen zur Hausbewaffnung legen will ist es eigentlich egal was er kauft. Aber sobald Ihr bei einem Sicherheitsdienst seit solltet Ihr Euch etwas mehr Gedanken machen.
S&W Handschellen funktionieren einwandfrei. Sie sind ein Klassiker und ich habe selber bereits dienstlich welche von dieser Firma geliefert bekommen. Sie sind einwandfrei, aber ich würde sie nicht neu kaufen. Der Preis von etwa 50 Euro ist einfach viel zu hoch für derart einfache und etwas veraltete Fesseln. Meine M-100 wiegen 290g und sind zusammengelegt 20mm breit.
Alcyon Handschellen aus Spanien sind international auch recht verbreitet. In Deutschland werden sie z.B. von den Feldjägern verwendet, soweit ich weiß. Sie sind ein Markenprodukt und man bekommt sie bereits ab 20 Euro, z.B. HIER. Meine Stofffesseln vom Cop-Shop (die blauen) sind übrigens auch von Alcyon hergestellt.
Clejuso ist der deutsche Traditionshersteller. Diese sind bei den deutschen Behörden am weitesten verbreitet und sie kosten ab 30 Euro aufwärts. Ich verwende sie schon lange und in unterschiedlichen Varianten. Sie besitzen eine Arretierung die man einfach mit dem Finger eindrücken kann. Diese kann aber in wenigen Fällen auch versehentlich betätigt werden, dass lassen sie sich nicht mehr anlegen, bevor man sie mit dem Schlüssel entriegelt.
Meiner Meinung ist aktuell die beste Fessel am Markt die Bonowi Trilock. Aber sie kostet halt auch 140 Euro. Die Trilock wiegt übrigens 470 Gramm.
ASP sind etwas teurer als Andere, aber auch moderner. Es gibt auch inzwischen Modell mit drei Zuhaltungen, was ein Öffnen ohne Schlüssel erschweren soll und auch von der deutschen technischen Richtlinie der Polizei gefordert wird. Meine wiegen 257g und sind zusammengelegt 24mm breit.
Die am weitest verbeiteten im Handel sind aktuell die Perfecta Handschellen für etwa 15 Euro. Sie wiegen 275g und sind zusammengelegt 19mm breit.
Meine nagelneuen ESP Aluminium Handschellen haben mich auf der Messe 30 Euro gekostet. Sie wiegen mit 240 Gramm am wenigesten von allen meinen und sind zusammengelegt 24mm breit. Nachtrag: Wie ich erst später raus gefunden habe, kauft ESP diese Fesseln offenbar nur in China ein. Die Nextorch HC10 Fesseln kommen offenbar aus der selben Fabrik.
Es war die erste Fessel die die neue Technische Richtlinie der Polizei erfüllte. Die
wichtigen Forderungen darin waren, dass das Schloss drei Zuhaltungen als Manipulationsschutz vorweisen kann und dass dass der Schlüssel auf beiden Seiten eingeführt werden kann. Es kam immer wieder vor, dass eine Person gefesselt wurde und diese dann übergeben wurde. Dem Gefangenen wurden dann, damit die Fesseln bei der festnehmenden Person bleiben können, ein zweites Paar Fesseln angelegt. Wenn jetzt die Schlüssellöcher nach innen zeigen hat man ein gewaltiges Problem!
Die Fessel kostet etwa 80-130 Euro. Es hat sich sehr schnell gezeigt, dass sie dazu
neigt Rost anzusetzen. Das Schloss mit dem filigranen Schlüssel ist sehr hakelig und klemmt schnell. Wenn sich der Einsatz im Schloss von selber dreht muss man zum Öffnen zuerst die Spitzen des Schlüssels einen Millimeter einführen und das Schloss in Position drehen. Erst dann kann man den Schlüssel einführen. Die Fessel ist so dick, dass sie in die meisten Fesselhalter schlecht rein passt. Es ist mir ein Rätsel, wieso einige Polizeibehörden so eine Fessel beschafft haben? Fast alle Mängel der Clejuso Nr. 9 konnte Bonowi mit ihrer Trilock Fessel beseitigen. Meiner Meinung nach ist die Trilock Fessel die Beste die derzeit am Markt ist. Leider ist die Trilock mit ihrem Preis von 140 Euro sehr teuer und auch etwas größer als Andere.
Clejuso Nr. 9 in einem IMI Paddelhalter. Das Paddle hab ich umgedreht und den überstehenden Teil abgesägt. Der Halter kann, im Gegensatz zu den meisten anderen, auch größere Handfesseln aufnehmen.
Clejuso Nr. 9 in einem kombinierten Fobus Paddelhalter mit Glock Magazin. Der Halter eignet sich nur für schmale Handfesseln. Die Clejuso Nr. 9 passen kaum und die ASP Fesseln überhaupt nicht rein. Paddelholster eignen sich meist nur für den Zivileinsatz und nicht für Einsatzgürtel. Die Idee hinter dem Halter ist zwar gut, die wichtigste Ausrüstung neben der Pistole aufzunehmen, aber viele Magazine und Fesseln passen halt einfach nicht rein und ich habe ihn noch nie verwendet.
Die Fessel von ASP ist recht gut. Sie besitzt einen Rahmen aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit einer eingearbeiteten Stahlseele. Sie hat auf beiden Seiten Schlüssellöcher und einen kleinen gelben Indikator, der die Position der Arretierung
anzeigt. Die zwei Farben schwarz und silbern zeigen einem auch im Dunkeln an, von welcher Seite die Fessel angelegt werden muss. Der bewegliche Teil der Fessel ist zum besseren Anlegen abgeflacht. ASP liefert dafür auch Wechselschlösser an mit ein bis drei Zuhaltungen, die alle mit dem normalen Hohlschlüsse geöffnet werden können. Die Fessel ist sehr leicht und ist inzwischen auch in einer Kunststoff/Alu Version verfügbar, die noch leichter ist. Leider ist die Fessel auch etwas breiter als die meisten Anderen und passt in manche Halter nicht hinein.
Dieser Halter hat mir etwa 5 Jahre treue Dienste geleistet, bis ich ihn mit einem anderen Tactical-Dad gegen ein Six-Pack Bier getauscht habe.
Die ASP Fesseln laufen sehr gut. Wenn man sie auf ein Handgelenk drückt rasten sie sofort durch den Schwung von alleine ein. Das schaffen alle meine Fesseln, außer die minderwertigen Perfecta HS200.
Wirklich jeder hat schon mal auf dem Jahrmarkt oder Flohmarkt die billigen Fesseln
unbekannter Hersteller aus Fernost gesehen. Sie kosten 5-15 Euro und sind qualitativ sehr schlecht. Die Fesseln bestehen aus weichem Eisen und vor allem aus Zink. Beim Umschwingen der Schelle landet der bewegliche Teil schnell auf dem Rahmen und rastet nicht ein. Die Arretierung bewegt sich von alleine und wenn sie auf der falschen Stelle steht kann die Fessel nicht angelegt werden. Teilweise bedarf es auch nur "geringer" Kraft um die Fessel zu zerreißen. Die Kette ist viel zu lang, um die Fessel zum Speedcuff in die Hand zu nehmen. Sie sind unbrauchbar und für einen selber sehr gefährlich!
Die Perfecta HS200 sind aktuell vermutlich die am meisten verkauften am Markt. Sie sind eine ziemlich genau Kopie der weit verbreiteten S&W Fesseln. Ich habe sie mir für 15 Euro aus Interesse gekauft. Im Gegensatz zu den völlig unbrauchbaren no Name Fesseln oben drüber sind sie gerade noch brauchbar. Aber sie haben einige Nachteile. Das Schloss ist nur auf einer Seite und sie benötigen spezielle Schlüssel. Das Schloss hat nur zwei Zuhaltungen und läuft sehr schwer. Man muss recht viel Kraft aufwenden um sie anzulegen. Wenn man sie auf ein Handgelenk drückt landet der Bügel immer erst auf dem Rahmen, was bei einer Fesselung eine zusätzliche Bewegung nötig macht um sie anzulegen. Vermutlich werde ich sie bald verschenken.
Smith & Wessen fertigt schon lange Handschellen. Sie starteten mit dem Modell "swinging-bow", was 1912 patentiert wurde, und auf was auch die aktuellen Modelle noch zurück gehen. Sie funktionieren einwandfrei, sind recht kompakt und aus vernickeltem Stahl gefertigt. Obwohl der Bügel nicht spitz zuläuft landet er immer beim Durchschwingen genau im Rahmen.
Auf der IWA hab ich mir von ESP deren Aluminium Fesseln mitgenommen. Der Rahmen ist hierbei aus Alu und der Bügel aus Stahl. Was sie fast schon einzigartig macht ist, dass die drei Zuhaltungen komplett voneinander getrennt sind und sogar der Bügel drei Reihen mit Zähnen besitzt. Das schafft eine große Sicherheit gegen Manipulationsversuche. Der Schlüssel ist auch so gestaltet, dass man die Fesseln mit der Schlüsselspitze arretieren kann. Das ist wesentlich einfacher als die sonst übliche und winzige spitze auf der Rückseite vom Schlüssel. Sie sind mit ihren 240 Gramm nicht nur sehr leicht, sondern haben auch auf beiden Seiten Schlüssellöcher. Der Bügel ist zum besseren Anlegen auch leicht abgeflacht. Ich kenne aktuell leider kein Geschäft das sie im Sortiment hat. Sie spielen mit den modernen Clejuso und Bonowi Fesseln in einer Liga, kosten aber viel weniger. So gute Fesseln bekommt man für so wenig Geld sonst von keinem Hersteller.
Die Knebelkette stammt noch aus der Zeit der alten Schutzmänner und der VoPo. Heutzutage wird sie nirgendwo in Deutschland mehr eingesetzt. Die Kette wird um das
rechte Handgelenk des Gefangenen gelegt und beide Griffe kommen ineinander. Nun werden beiden Griffe gedreht bis sie fest um das Gelenk geschlossen ist. Wenn man richtig herum gedreht hat zieht sich die Kette zu, wenn der Gefangene seinen Arm hebt. Der Sinn der Knebelkette ist nicht das unbeweglich machen eines Randalierers,
sondern der Transport von Gefangenen und das Verhindern einer Flucht!
Es wurden in der Vergangenheit auch Techniken ausgebildet, wie man mit der Kette in beiden Händen Schläge abwehren kann (wie im Ninjutsu) oder man mit der Kette Zuschlagen kann. Das Meiste davon hat aber mit der Praxis nichts zu tun.
Sie wird immer noch bei der Polizei, der Justiz und dem Justizvollzug verwendet. Für die meisten Justizwachtmeister gehört sie zum täglichen Arbeitsgerät wenn sie Gefangene einer Gerichtsverhandlung zuführen. Auch ich selber habe damit bei großen Gerichtsverhandlungen Gefangene vorgeführt. Das Schließblech wird mit der Fingerspitze von der Fessel weg gedrückt, dann kann sie geöffnet und um das Handgelenk gelegt werden. Sie wird immer am starken Handgelenk des Gefangenen an der Innenseite angelegt. Es gibt auch Vorführzangen mit anderen Öffnungsmechanismen, diese sind jedoch recht selten. Und ob diese noch offiziell verwendet werden entzieht sich meiner Kenntnis.
Der große Vorteil der Vorführzange ist, man kann keine Person von einem Ort weg
bringen ohne dass dies zu gewalttätig aussieht. Wenn sich z.B. eine kleine Frau an einem öffentlichen Ort gegen die Festnahme wehrt sieht es für Passanten gewalttätig aus, wenn die Frau zu Boden gebracht und ihr Handfesseln angelegt werden. Wenn man der Frau aber die Zange um das Handgelenk legt und sie lediglich hinter sich her
zieht, kann sie schreien und toben wie sie will. Für Passanten sieht es dann sehr angemessen und eher lustig aus. Mit der Zange kann sehr einfach und unauffällig ein Schmerzreiz durch eine Drehbewegung ausgeübt werden und der Gefangene so von Gewalttätigkeiten abgehalten werden.
Clejuso Vohrführzange. Sie wird auf der Innenseite der starken (rechten) Hand angelegt.
Die Clejuso Vohrführzange Sie wird immer noch hergestellt, beschafft und vor allem bei der Justiz verwendet.
Das Wort "Kabelbinder" in diesem Zusammenhang ist einfach nur falsch und zeugt von schlechter Ausbildung! Es werden von Profis keine Kabelbinder verwendet. Einwegfesseln sind speziell für diesen Zweck hergestellt, breiter und sie haben keine scharfen Kanten.
Plastik- und Stofffesseln werden immer dann angewendet, wenn die Metallfessel bereits angelegt wurde und weitere Personen gefesselt werden müssen oder zusätzlich die Füße fixiert werden müssen. Sie sollte man ebenfalls verwenden wenn gleich klar ist, dass die gefesselte Person weiter gegeben wird und man seine Stahlfessel behalten will. Das macht z.B. die Bereitschaftspolizei bei Demonstationen wo die Festgenommenen zur Gefangenensammelstelle abtransportiert werden. Auch SEK Beamte fesseln meist mit Einwegfesseln, da sie ihre Festgenommenen idR. an die Kripo abgeben.
Solltet Ihr Einwegfesseln anwenden und habt keinen Fesselschneider dabei habt ihr schnell richtig Ärger! Vermutlich ist dann auch jeder Richter bereit Euch für eine Freiheitsberaubung, Nötigung usw. zu verurteilen, wenn die Fesseln nicht schnell genug wieder abgenommen werden konnten. Im Notfall eignet sich meist die Rettungsschere aus einem Kfz Verbandkasten dafür.
Zum Anlegen der ESP-Stofffessel und der ASP-Trifold sollte zuerst eine Schlaufe über das eigene linke Handgelenk gestreift werden, dann die Finger der betroffenen Hand des zu Fesselnden mit der linken Hand zusammengedrückt werden und dann streift man die Schlaufe von der eigenen auf die fremde Hand. Jetzt kann man sie zu ziehen und das Selbe mit der anderen Hand machen. Das ist etwas umständlich, verhindert jedoch dass sich die Fessel an den Fingern des Gefangenen verfängt. Für die ASP-Trifold gibt es spezielle Gürtelhalter in die zwei zusammengelegte Fesseln gesteckt werden können. (Das Anlegen ist unten in der ESP Anleitung gezeigt).
Einfache Plastikfesseln werden meist in der Dienstmütze oder im Einsatzgürtel getragen.
Auch recht interessant sind aufschließbare Plastikfessel. Sie werden mit dem üblichen
Hohlschlüssel geöffnet.
Von diesen aufschließbaren- und wiederverwendbaren Plastikfesseln hatte ich ein paar. Eine davon schnitten die Kollegen vom Festgenommen ab, als ich im Krankenhaus zusammengeflickt wurde. Die Zweite ist irgendwo verloren gegangen. Eigentlich waren sie gar nicht schlecht.
Handelsübliche Einwegfesseln werden entweder um beide Handgelenke geführt (Handrücken zueinander). Oder man schlingt zwei Fesseln zu einer 8 und nimmt für jedes Handgelenk eine.
Im Notfall kann evtl auch ein dünnes und vorne stumpfes Rettungsmesser wie beim Victorinox Rettungsmesser oder die verdeckte Klinge am
Leatherman MUT verwendet werden. Das müsste man zunächst aber testen. Niemals sollte man Einwegfesseln mit einem normalen Messer entfernen! Das wird in vielen Fällen blutig
enden.
Die Klettfesseln bestehen aus einem etwa 1,5cm breiten Schlaufe aus Stoffband. Die Oberflächen sind mit Klett- und Flauschband ausgestattet. Üblicherweise fesselt
man damit die Füße, wenn der Gefangene tritt. Man kann auch die Hände fesseln, was jedoch recht umständig ist und eine Weile dauert. Zum Fesseln legt man die Schlaufe um die Füße und wickelt das Band ein bis zwei Mal um beide Füße. Nun führt man das Band zwischen den Füßen in Längsrichtung durch und macht so die Fessel enger.Wenn Ihr bei einem Randalierer die Füße fesseln müsst greift diese NIEMALS mit der Hand. Also mit dem Daumen auf der einen und den restlichen Fingern auf der anderen Seite. Ein Tritt von ihm macht euren Daumen sofort kaputt. Tretende Beine werden mit den eigenen Beinen oder Schuhen zur Seite oder nach unten gedrückt.
Meist wird unterschätzt dass man sich furchtbar blamiert, wenn man die Fesseln nicht in wenigen Sekunden abnehmen kann. Die mitgelieferten kleinen Schlüssel sind meist nicht so gut dafür geeignet (um ehrlich zu sein sind 95% der dienstlichen Handschellenschlüssel der letzte Dreck). Vor allem für die Fesseln ala Smith & Wesson gibt es am Markt massenhaft gute Hohlschlüssel in Uhrmacherschraubendreher-Form. Da diese viel länger sind kommt man damit gut zwischen die Hände zu den Fesseln. Es gibt Schlüssel mit eingebauten Glasbrechern von ZAK-Tool oder von ASP Kugelschreiber mit einer Spitze in Schlüsselform. Die Firma ZAK-Tool hat auch eine Verlängerung, in die man unterschiedliche kleine Schlüssel einlegen und so verlängern kann. Daraus habe ich mir den hier gezeigten Clejuso Nr. 9 Schlüssel gebastelt.
Den Schlüssel kann man auf unterschiedlich Art am Einsatzgürtel befestigen. Z.B. mit einem Gearkeeper, der den Schlüssel wieder selbstständig einrollt oder mit einer Schnellkupplung. Mann kann den Schlüssel auch mit einem geeigneten Tool, wie dem Utility Key in den Einsatzgürtel stecken. Ich wollte mir eigentlich immer einen richtig coolen Halter basteln mit einem Gearkeeper in Kombination mit einem Magnethalter. Dazu bin ich aber nie gekommen und mir fehlen Ideen dazu.
Diese Sammlung von Handfesselschlüsseln habe ich immer dabei. Es passiert komischerweise regelmäßig, dass Sicherheitsdienste Randalierer fesseln, aber keine Schlüssel dabei haben. Das ist so peinlich!
Der blaue Schlüsselanhänger stammt aus dem Imperial War Museum in London, von der Ausstellung über Träger des Victoria Cross.
Wenn Ihr keinen Fesselschneider bei Euch habt denkt an die Rettungsscheren, damit bekommt man die Plastikfesseln meist auch gut auf.
Vor vielen Jahren sagte mir jemand, dass es sehr gut funktionieren soll mit den Handfesseln Autoscheiben einzuschlagen. Im ersten Moment hörte sich das logisch und schlüssig an. Aber da mein Stubenkamerad und ich so etwas immer gerne nachgeprüft haben riefen wir beim örtlichen Schrottplatz an und ernteten etwas Erstaunen, als wir unser Anliegen vortrugen. Aber dort hatte man ein offenes Ohr für uns und drei Stunden später waren wir dort, mit Schlagstöcken, Rettungsmessern usw. um das Einschlagen von Autoscheiben zu üben. Und jeder der das schon mal gemacht hat weiß, dass das viel schwerer ist als man zunächst denkt. Keiner von uns schaffte es mit Handschellen eine Seitenscheibe einzuschlagen!
Als weitere alternative Verwendung könnte man darüber nachdenken sich notfalls mit den Handfesseln zu wehren. Schließlich hat man diese als Polizist oft bei einem Konflikt in der Hand. Es gab da mal eine bekannte "Werbefigur" eines Handschellenherstellers und dessen SV-Videos. Aber dieses "Gehampel" hat mit dem echten Leben nicht das Geringste zu tun. Ich selber habe schon einiges ausprobiert und konnte keine Technik finden wie man mit normalen Handschellen anständig zuschlagen kann.
Hygiene:
Viele Randalierer und Straftäter sind echte Widerlinge, waschen sich ein mal im Jahr oder haben Krankheiten. Dazu kommt, dass Stahlfesseln regelmäßig zu kleinen
Hautabschürfungen führen. Blutanhaftungen sind an Fesseln recht häufig. Man selber fasst die Fesseln aber evtl. sogar täglich an. Das kommt darauf an wie und wo man sie trägt. Aber auch der Anstand gegenüber Gefangenen sollte es gebieten, dass man seine Fesseln nach jedem Gebrauch reinigt. Dafür reicht meist das Einreiben mit Desinfektionsmittel.
Wartung:
Das gelegentliche Ölen der Schlösser reicht meist völlig aus. Genau wie eine Schusswaffe muss eben auch eine Fessel bei Bedarf gereinigt werden. Regelmäßig sollte die
Handfessel daraufhin überprüft werden, dass sie nicht versehentlich arretiert wurde (was vor allem bei Clejuso Fesseln vorkommt) und ob das Arretieren und Öffnen funktioniert. Und mit "regelmäßig" meine ich mindestens ein Mal pro Woche.
Ich hoffe mein Bericht stößt auf Interesse und hilft dem Ein oder Anderen bei der Arbeit.